Gewerbelexikon

Kaufkraftkennziffer

Die Kaufkraftkennziffer gibt die Einkommenssituation der ortsansässigen Bevölkerung wieder. Für den Standortvergleich des Einzelhandels wird die „einzelhandelsrelevante Kaufkraft“ genannt. Diese Kennziffer beinhaltet nur den Teil des Einkommens, der im Einzelhandel (Versandhandel) ausgegeben wird. Die Kaufkraftkennziffer ist beispielsweise bei der GfK erhältlich.

Kaufkraftkennziffer als Marktindikator

Die Kaufkraftkennziffer wird von der Konsumgüterindustrie dafür genutzt, marktgerecht produzieren zu können. Darüber hinaus sind die Kennziffern bei der Preisgestaltung von Produkten und Dienstleistungen relevant. Beispielsweise liegt die Kaufkraftkennziffer im Großraum München deutlich über dem bundesdeutschen Schnitt. Die Landkreise Starnberg und München weisen eine Kennziffer von mindestens 135 auf. Andererseits existieren Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, in denen die Kennziffer lediglich im Bereich zwischen 71 und 80 liegt. Da die Kaufkraftkennziffer sich jährlich verändern kann, können Unternehmen regelmäßig die Marktsituation für eine bestimmte Region abschätzen. Fällt die Kaufkraft in einer Region konstant ab, so müssen sich die Unternehmen auf die veränderte Situation einstellen, um am Markt weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.

Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer

Für den Einzelhandel ist die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer bedeutend. Diese Kennziffer berücksichtigt nur die verfügbare Kaufkraft, die für Ausgaben im Einzelhandel verfügbar ist. Diese Kennziffer wird mit der Umsatzkennziffer in Verhältnis gesetzt. Die Umsatzkennziffer wird wie der Kaufpreisindex in Verbindung mit dem nationalen Durchschnitt dargestellt. Die Umsatzkennziffer bildet den Umsatz des Einzelhandels ab. Durch die Gegenüberstellung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffer und der Umsatzkennziffer wird die Zentralitätskennziffer gebildet. Der Quotient aus der Umsatzkennziffer je Einwohner einer Region und der einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffer multipliziert mit 100 bildet die Zentralitätskennziffer. Diese wird in Deutschland von der Industrie- und Handelskammer erhoben und bereitgestellt. Liegt diese Kennziffer über 100, so wird eine starke Anziehungskraft der Region vermutet.

Wie berechnet sich die Kaufkraftkennziffer?

Die Kaufkraftkennziffer basiert auf Lohn- und Einkommensstatistiken. Dafür werden unter anderem Daten der Finanzämter verwendet oder Daten, die im Rahmen von staatlichen Transferleistungen wie Pensionen oder Kindergeldzahlungen erhoben werden. Neben den Einkommen aus unselbstständiger wie selbstständiger Arbeit werden zur Ermittlung der Kaufkraftkennziffer ebenfalls Einkommen aus Vermietung, Verpachtung sowie Zins- und Kapitaleinkommen berücksichtigt. Abgezogen werden beispielsweise regelmäßig wiederkehrende Zahlungsverpflichtungen wie Steuern, Mieten, Kreditraten oder Sparraten.

Kaufkraftbindungsquote und Kaufkraftkennziffer

Auf lokaler Ebene lässt sich die Kaufkraftkennziffer mit der Kaufkraftbindungsquote in Verbindung setzen. Auf diese Weise kann für jede Region ermittelt werden, ob die Kaufkraft unmittelbar vor Ort genutzt wird oder womöglich in andere Regionen abfließt. Dies ist wichtig, um ein detailliertes Bild der wirtschaftlichen Situation einer Region zu erhalten. Wenn die Kaufkraftbindungsquote über 100 Prozent liegt, bedeutet dies, dass in einer Region Unternehmen mehr Umsatz machen, als eigentlich in Form von Kaufkraft vorhanden ist. Dies spricht für den Zufluss von auswärtigem Kapital. Bei einer Kaufkraftbindungsquote von unter 100 Prozent spricht dies für einen Abfluss von heimischer Kaufkraft. Für Deutschland beträgt die Kaufkraftbindungsquote für den Einzelhandel meist über 90 Prozent. Vor allem touristisch geprägte Regionen haben dabei oftmals eine Kaufkraftbindungsquote von über 150 Prozent. Problematisch sind in ländlichen Regionen geringe Kaufkraftbindungsquoten von teilweise unter 25 Prozent. Das bedeutet, dass dies der Wirtschaft schadet, da die örtliche Kaufkraft abfließt. In Verbindung mit der Kaufkraftkennziffer lässt sich festhalten, dass ein Standort neben einer hohen Kaufkraftkennziffer gleichermaßen eine hohe Kaufkraftbindungsquote aufweisen sollte.