Gewerbelexikon

Filialisierungsgrad

Von Filialisierung spricht man in der Immobilienwirtschaft und Stadtplanung, wenn Filialisten ortstypische Geschäfte des Einzelhandels an einem Standort verdrängen.

Außerdem meint Filialisierung die Standortspaltung eines Ortes, in der Regel von Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen. Der Filialisierungsgrad beschreibt den prozentualen Anteil von (Einzelhandels-)Filialen einer Stadt.

Als Filialisten gelten alle Händler mit mehr als drei Standorten regional oder überregional. Unter Filialisierungsgrad wird der Anteil der Filialisten an den gesamten Einzelhändlern in einem bestimmten Bereich verstanden.

Der Filialisierungsgrad nach Fläche gibt den Anteil der von Filialisten genutzten Fläche an der Gesamtfläche des Einzelhandels an. Gemessen wird in der Regel in 1A-Lage einer Stadt.

Filialisierungsgrad in deutschen Städten

Der Anteil der Filialbetriebe liegt in Einkaufszentren und Einkaufsstraßen deutscher Großstädte zwischen 70 und 90 Prozent.

In Frankfurt etwa liegt der Filialisierungsgrad bei mehr als 80 Prozent. Noch dichter filialisiert ist Dortmund.

Regionale Filialisten machen weniger als 5 Prozent aus, gefolgt von überregionalen Filialbetrieben mit einem Anteil von fast 20 Prozent.

International operierende Großkonzerne stellen fast die Hälfte der Einzelhandelsgeschäfte.

In kleinen Städten bis 50.000 Einwohnern wird die größte Steigerung des Filialisierungsgrads verzeichnet. Dagegen breiten sich Filialen in größeren Städten und Metropolen bedeutend langsamer aus.

In den 15 größten Städten Deutschlands hat sich der Filialisierungsgrad im letzten Jahrzehnt stetig erhöht.

Filialisierungsgrad als Indikator

Die Nachfrage nach exklusiven Immobilien in 1A-Lage ist ununterbrochen. Der Filialisierungsgrad kann auch bis zu einem gewissen Grad als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit eines Geschäftsstandorts gesehen werden.

Der Standort ist bei einer Filialgründung ein entscheidender Faktor. Wenn sich die Filialunternehmen aus einem Einkaufsstandort zurückziehen, ist das ein Zeichen für sinkenden Umsatz.

Gründe dafür können eine niedrige Passantenfrequenz, ausgelöst etwa durch ein neu eröffnetes Einkaufszentrum, die Abwanderung der Kaufkraft in umliegende Städte, oder eine zu niedrige Kaufkraft der Bevölkerung vor Ort sein.

Homogene Einkaufsstraßen durch hohen Filialisierungsgrad

Als Problem der Filialisierung wird die Homogenisierung der Einkaufsstraßen gesehen. Zunehmend können in innerstädtischen Bestlagen nur noch Filialisten bestehen. In Deutschland sind große Handelsketten massiv vertreten, dadurch fehlt es nicht selten an Abwechslung.

Jedoch bedeutet ein hoher Filialisierungsgrad nicht, dass die Attraktivität einer Stadt sinkt. Eher im Gegenteil: Filialbetriebe halten die Kaufkraft vor Ort. Von einem hohen Filialisierungsgrad profitieren auch lokale Händler, die Gastronomie und in der Regel der gesamte Standort.