Nachdem die Berliner Mauer am 9. November 1989 durchlässig wurde, war die Begegnung von Menschen aus der BRD und DDR immer auch ein Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebenswelten. Das betrifft auch das Wohnen. Zum Jubiläum schauen wir zurück: Plattenbau vs. Eigenheim? Altbauparadies Ost? Billiger Wohnraum in den Neuen Ländern? Nicht immer ist es so einfach.


Illustration auf Grundlage eines Mauer-Graffitis von Thierry Noir.

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Soviele Wohnungen könnte man aus der Mauer bauen

Anfang der 1960er Jahre gab es in Berlin zu wenig Wohnraum. Im Ost-Teil war die Fertigstellungsrate höher als im Westteil der Stadt. Das lag auch am Einsatz einer normierten Montagebauweise – dem Vorläufer des sogenannten Plattenbaus. Auch die Berliner Mauer war in dieser Bauweise konstruiert. Sie war rund 155 Kilometer lang. Wieviel Wohnraum hätte man mit ihr schaffen können?

Wertvolles Souvenir


Preisanstieg für ein authentisches Mauersegment in den vergangenen acht Jahren: 200 Prozent.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war ein Ereignis von weltpolitischer Bedeutung von dem die Berliner sich sofort historische Souvenirs in Form abgeklopfter Mauerbrocken mitnehmen konnten.

Wer als „Mauerspecht“ im großen Stil eingestiegen ist, kann sich freuen. Die Preise steigen: 2011 berichtete die Wochenzeitung ZEIT über ein 2,5 Tonnen schweres Mauersegment, das bei eBay für 4.500 Euro angeboten wurde. Inzwischen kosten Stücke dieser Größe im Online Handel schon mal 11.500 Euro – also fast das Dreifache.

Eine Menge Bauschutt


Wo die Berliner Mauer verbaut wurde: CIA-Zentrale, Bundesstraße und Mistgruben.

Die Berliner Mauer ging nach dem 9. November viele Wege: 50 Mauersegmente stehen beispielsweise in den Vereinigten Staaten. Verbaut wurde der Beton außerdem in der 1991 neu eröffneten CIA-Hauptzentrale in Virginia. Auch in Deutschland gab es Recycling als Baumaterial: 300.000 Tonnen Mauerbeton wurden zu Straßenbelag. Auch in Futtersilos und Mistgruben fand die Grenzanlage eine neuen Verwendung.

Material für Zehntausende Wohnungen


Menge an Plattenbau-Wohnungen, die man aus der Berliner Mauer hätte bauen können: 57.0000 Einheiten.

Insgesamt ergab die Berliner Mauer 1,7 Millionen Tonnen Bauschutt. Diese Menge entspricht dem Beton für 57.000 Standardausführungen einer 3-Zimmer-Wohnung im Plattenbau WBS 70 ­– dem meistverbreiteten Typ in der DDR. Rund 140.000 WBS 70-Wohnungen gibt es in Berlin, so die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte. Man hätte also 40 Prozent dieser Berliner Wohnungen mit dem Beton der Mauer bauen können.

Doch die Einsicht kommt spät. Zum einen sind diese Plattenbauten nicht mehr sonderlich populär. Außerdem müsste man für die erforderliche 30 Tonnen Betonnage einer 3-Zimmer-Wohnung im heutigen Online Handel 123.000 Euro hinblättern. Und das Grundstück ist noch nicht dabei.

Wohntrends 1989 – in West und Ost

Mikrowellenherd bei Stiftung Warentest 1989

Schnelle Küche West: Der Mikrowellenherd

Der Mikrowellenherd war in den 1980er Jahren die große Hoffnung der bundesdeutschen Heimelektrik-Industrie. Sein Erfolg war gigantisch: 1985 hoffte man noch auf 200.000 verkaufte Einheiten. 1988 gingen bereits 2 Millionen Geräte über den Ladentisch. Inzwischen besitzen drei von vier deutschen Haushalten einen Mikrowellenherd. 1989 kamen auch sogenannte Kombigeräte in Mode, mit denen sich nicht nur schnell Essen erwärmen, sondern auch Grillen und Backen ließ.


Bild: Stiftung Warentest

Schnelle Küche Ost: Der Partygrill

Zwar kam der AKA Partygrill acosta TG 12 schon Anfang der 1970er Jahre auf den sozialistischen Markt, wurde aber bis zur Wiedervereinigung ausgeliefert. Dieser Proto-Sandwichmaker war auf Campingurlaub und in der Datsche gerne eingesetzt. Nachteil: Das Aluminiumgehäuse wurde sehr heiß. Dafür war die Gebrauchsanweisung zugleich ein Rezeptheft. Als Zubehör gab es das „Schachlyck-Set“ mit vier Spießen. Im größeren Modell TG 24 (erschien 1979) konnte man sogar einen ganzen Broiler grillen.

Wintergarten – Anbau für den Bungalow

Aus den kleinen Bungalows und Dutzendhäuser der 1960er und 1970er Jahre wollten die Bundesdeutschen mehr machen. Das bedeutete Dachbodenausbau oder Wintergarten. Wie die Kinder wuchsen, wurde der Garten von der Spielwiese zum Raum zur Selbstverwirklichung. Für den Bewohner gab es mehr Raum und mehr Licht, auch wenn für manchen Nachbarn das Plastik-Glas-Ungetüm oft wie an das Haus geklebt schien. Immerhin: Glasarchitektur war 1989 voll im Kommen.


Bild: SCHÖNER WOHNEN Magazin, Sept 1989 / Richard Stradtmann

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Schrebergarten – Urlaub von der Platte

Der Leipziger Arzt Moritz Schreber wollte im 19. Jahrhundert eigentlich nur Turnplätze für Kinder und Jugendliche aus der Arbeiterklasse einrichten. Erst später wurden daraus die eingezäunten Schrebergärten oder Datschen, wie man sie in Russland und der DDR nannte. Mithilfe dieser Kleingärten sei man ins Private geflüchtet, glaubt der Historiker Stefan Wolle. Das passierte scheinbar oft: Mit 3,4 Millionen Datschen gab es laut Rheinischer Post in der DDR – die weltweit höchste Dichte an Gartengrundstücken.


Bild: Wohnen im Grünen 2-89 / Fotograf: Siegfried Prölss

Heimtechnik West – Swatch TwinPhone

1983 war Swatch die Schweizer Antwort auf die sogenannte „Quarzkrise“ – die Verdrängung europäischer Hersteller mechanischer Uhren durch die Massenproduktion batteriebetriebener Armbanduhren, vor allem aus Fernost. Ihr buntes Design machte die Swatch-Plastikuhren zum Erfolg. Es folgten die Kinderuhr Flik Flak und Sonnenbrillen. 1989 kam in Deutschland das TwinPhone auf den Markt. Die Neuheit: Ein Telefon konnte von zwei Leuten gleichzeitig genutzt werden.


Bild: © SWATCH AG

Heimtechnik Ost – Heliradio

HELI Radios sind HIFI-Klassiker. Bis 1972 war die DDR-Firma privatgeführt. Zwei Absolventen der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee, Carl Clauss Dietel und Lutz Rudolf, verantworteten die Produktpalette und Firmenauftritt des sächsischen Elektroherstellers. Das Radio rk5 sensit mit elektronischem Sendersuchlauf oder die Optik der legendären Kugel-Lautsprecher entsprachen internationalen Maßstäben. Noch 1990 stellte man als Neuentwicklung das mit Fernbedienung gesteuerte Digitalradio rk 90 sensit cubus (Bild) vor. Nur noch Vorabexemplare wurden gefertigt.


Bild: Hartmut Schmidt / CC BY-SA 3.0

Wohnzeitschrift West: Schöner Wohnen

Monatlich wechselnde Trend-Ansagen, Vorher-Nachher-Fotos (erst düster schwarz-weiß, dann neu und ausgeleuchtet) und Bezugsadressen mit Preisen unter den Produktvorstellung brachte der Zeitschrift zwar auch den Ruf ein, mehr Katalog als Zeitschrift zu sein. Nichtsdestotrotz prägt Schöner Wohnen bis heute den Einrichtungsgeschmack zahlreicher Leser und gibt Ideen, wie man aus dem Wohnort mehr macht als einen Ess-Fernseh-Schlaf-Ort – nämlich ein Zuhause.


Bild: SCHÖNER WOHNEN Magazin, Jun 1987 / Fotograf: Gary Rogers

Wohnzeitschrift Ost: Kultur im Heim

„Eines ist sicher: Niveauvolles Wohnen stand und steht bei unseren Bürgern hoch im Kurs.“ schreibt die Chefredakteurin Monika Grams anlässlich des 40. Jahrestag der DDR. Wie auch der Staat findet die Zeitschrift 1990 ein Ende. Kultur im Heim war die ostdeutsche Entsprechung von Schöner Wohnen. Doch hier war alles etwas kleiner: Der Seitenumfang, die abgebildeten Wohnungen und die Preise. Eigentlich gab es gar keine Preise. Selbermachen war das Motto. Dafür gab es detaillierte Anleitungen.


Bild: Kultur im Heim 4 • 87

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Japan Trend – West

Japan in den 1980er Jahren boomte! So sehr, dass man in den Vereinigten Staaten eine fernöstliche Übernahme der großen Firmen befürchtete. Nintendo-Produkte waren weltweit erfolgreich, Sushi galt als das neueste kulinarische Abenteuer und wer sich für Inneneinrichtung begeisterte, versuchte mit Futon-Betten, mattschwarzem Aluminium, Papierschnüren und Innen-Verandas fernöstliche Eleganz in Haus und Wohnung zu bringen.


Bild: SCHÖNER WOHNEN Magazin, Aug 1989 / Fotograf: Hajo Willig (Ausschnitt)

Japan Trend – Ost

„Ein regelrechtes ‚Japan-Fieber‘ breitete sich in der jüngeren Vergangenheit über Europa aus. Japanische Küche, japanische Mode, Wohnen auf japanisch ...“, schrieb die Zeitschrift Kultur im Heim im Herbst 1989 und bietet eine Bauanleitung für asiatische Schiebwände. Exotik gab es in der DDR nicht zu kaufen. Geschicktes Handwerk war gefragt und Liebe zum Detail. Somit war man in Ost-Deutschland vielleicht ein wenig „japanischer“ als im Westen.


Bild: Kultur im Heim 5/89

So stark stiegen die Mieten

Die Daten des Statistischen Bundesamt zeigen, dass Deutschland zumindest in einer Hinsicht weiter ein geteiltes Land ist: Bei den Mietpreisen. Wir haben uns die durchschnittlichen Mietpreise pro Quadratmeter in den einzelnen Bundesländern angeschaut.  


Headline Content

Mietpreis pro Quadratmeter *

unter 5€

5€ - 5,99€

6€ - 6,99€

ab 7€

k. A.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Preise Euro/qm in bewohnten Wohnungen in Wohngebäuden
Euro-Preise vor 2002 sind umgerechnet.


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Auferstehung aus Ruinen



In Potsdam ist der Immobilienmarkt angespannt. Die Sanierung leerstehender Kasernengebäude aus dem zweiten Weltkrieg soll nun Wohnraum schaffen.

In Krampnitz nahe der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam verwittern die Gebäude einer alten Heeresreitschule, die nach dem Krieg von den sowjetischen Streitkräften genutzt wurde. Seit der Wiedervereinigung wird das Gelände von der Natur zurückerobert.

Nun soll die Umnutzung der Krampnitz-Kasernen eine Lösung sein für den angespannten Wohnungsmarkt in Potsdam, dessen Bevölkerung seit der Wiedervereinigung um ein Viertel gewachsen ist und wo die Mieten genauso schnell steigen wie im nahegelegenen Berlin.

Für die Planung eines neuen Stadtteils in alten Kasernen ist Hubert Lakenbrink zuständig. Er soll das seit 30 Jahren brachliegende Gelände zum modernen und lebendigen Stadtteil für 10.000 Bewohner entwickeln. Hubert Lakenbrink ist der erste Interview-Gast des neuen ImmobilienScout24 Podcast zu Wohnthemen.


Hier gibt es noch freie Altbauwohnungen

Dies ist Teil unseres Schwerpunkthema zum 30jährigen Mauerfalljubiläum.

Altbau-Wohnungen erfreuen sich einer hohen Beliebtheit. Doch sie stehen nur begrenzt zur Verfügung. Das macht die Suche schwierig. Wir haben untersucht, wie hoch der Anteil an Altbauten unter den angebotenen Mietwohnungen ist.  

Tatsächlich scheint das Klischee zu stimmen: Ostdeutschland ist ein Altbau-Paradies. Herausstechend ist das Angebot in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gab es bereits zu DDR-Zeiten einen Bevölkerungsrückgang und somit auch einen verringerten Bedarf am Neubau. Der Leerstand lag im Jahr 2017 im Ostteil des Bundeslandes bei über 10 Prozent, so das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Städte wie Rostock und Neubrandenburg waren zwar erheblich zerstört, doch von größeren Gefechten blieb die Region verschont. In Gebieten, die besonders von der Überalterung betroffen sind, finden sich dafür oft keine neuen Mieter und die Wohnungen bleiben lange auf dem Markt.

Neue Bundesländer – Altmieter mögen ihre Platte, Altbau-Fans fehlen

Immer wieder berichtet wurde von der Stadt Zeitz in Sachsen-Anhalt, wo ebenfalls viele Altbauwohnungen leer stehen – in der Innenstadt sind es über 4.800. Am Stadtrand ist der Leerstand hingegen niedriger, wie die Tageszeitung Die Welt berichtete. Die alteingesessenen Bewohner leben gerne in ihren Plattenbauten, die zu DDR-Zeiten einen gehobenen Lebensstandard boten und auch weiterhin positive Assoziation wachrufen. Da es wenig Zuzug durch Jüngere gibt, die dem Charme eines Altbaus erliegen, bleiben die Wohnungen im Zeitzer Zentrum leer.  


Was ist ein Altbau?

Bei der Erhebung haben wir uns an die Definition des Fachinformationsdienstes Baunetz gehalten. Demnach ist die Verwendung von Mauerwerkswänden, Holzbalkendecken und Kastenfenstern die typische Bauweise eines Altbaus. Dessen Ende wird in Deutschland auf das Jahr 1949 datiert. Beim erhöhten Bauaufkommen der Wirtschaftswunderjahre wurde in Ost und West vorrangig mit Beton gebaut. Rund 22 Prozent der deutschen Wohnungen sind als Altbau zu qualifizieren, so das Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt.

Schlusslicht Berlin – Kaum Chancen auf eine Altbau-Mietwohnung

Berlin ist eigentlich bekannt für seine Altbauanlagen mit Innenhof. Doch rund 60 Prozent der Berliner Wohnhäuser sind ab 1950 gebaut wurden, so die Berliner Morgenpost, fallen also nicht unter unsere Definition von Altbau.

Generell ist der Mietmarkt in Berlin sehr angespannt. Die Preise für Neuvermietung steigen kontinuierlich. Der sogenannte „Lock-In-Effekt“ hat sich verstärkt. Was das bedeutet? Da die Preise für neuvermietete Wohnungen hier besonders rasant steigen, ziehen immer weniger Leute um. Freigewordene Altbauwohnungen werden dann oft als Eigentumswohnung angeboten – ein Trend der sich mit der Einführung des Mietendeckels verstärken könnte. Denn Verkauf verspricht dann oft die bessere Rendite.

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