Baue jetzt dein Traumhaus

Nicht nur Hauskäufer:innen, sondern auch Bauleute sehen sich mit immer stärker steigenden Neubaupreisen konfrontiert. Schuld daran ist der überall herrschende Materialmangel.

Zwei gezeichnete Einfamilienhäuser


Viele Branchen leiden unter der Rohstoffknappheit. Darunter zum Beispiel die Autohersteller und der Handel mit Unterhaltungselektronik: Die für viele Produkte notwendigen Computerchips fehlen auf den Platinen.

Doch auch die Rohstoffe für den Hausbau sind so knapp und teuer wie seit 50 Jahren nicht. Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) vermeldete Anfang Oktober für August 2021 einen Anstieg der Baupreise im Vergleich mit dem Vorjahr um +12,6 Prozent. Nur 1970 lagen die Preise mit +13,1 Prozent noch höher. Wichtigster Einflussfaktor laut DESTATIS: die gestiegenen Materialpreise.

Je nach Gewerk schlagen diese Materialpreiserhöhungen auf die Gesamtkosten durch. Am höchsten ist der Preisanstieg bei den Zimmer- und Holzbauarbeiten. Die Nachfrage nach Bauholz aus dem In- und Ausland hat sie im Vergleich mit dem Vorjahr um 46,5 Prozent steigen lassen. Die Preise für andere Arbeiten liegen im Bereich von zwölf bis 15 Prozent: Tischlerarbeiten (+12,0 Prozent), Klempnerarbeiten (+13,8 Prozent), Rohbauarbeiten (+14,5 Prozent), Dachdeckerarbeiten (+14,5 Prozent), Betonarbeiten (+14,8 Prozent).

Das Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern (BKI) verfolgt die Kostensteigerungen mit großer Sorge. Die meisten Bauunternehmen und Handwerksbetriebe unterwerfen sich einer Preisbindung, die für sie in dem Moment problematisch wird, wenn ihre Materialkosten steigen. Das führe dazu, dass viele Bauunternehmer erwartbare Preissteigerungen bereits frühzeitig in ihre Angebote einpreisen – um nicht bei deren tatsächlichem Eintritt in Konkursgefahr zu geraten.

Manche Rohstoffpreise entwickeln sich so rasant, dass Händler es sogar schon versucht haben sollen, ihre ausgelieferten Werkstoffe vom Kunden wieder zurückzukaufen, um andere, möglicherweise besser kalkulierte, Verpflichtungen zu erfüllen.

tipp
Was bedeutet das für dich?

Für dich als Bauwillige:r ist die Situation schwierig. Nicht nur wegen steigender Preise, sondern auch wegen immer schwieriger einzuhaltender Baufertigstellungstermine. Du solltest unbedingt das offene Gespräch mit deinem Bauunternehmen oder deinen Handwerkern suchen. Schlimmer als eine realistische und für dich vertretbare Verzögerung wäre in den meisten Fällen Pfuscharbeiten, weil die im Nachhinein bei der Ausbesserung meist noch mehr Zeit verschlingen und auch die Kosten steigern. Einen kleinen Vorteil könntest du haben, wenn du mit einem großen Hausbauunternehmen baust, das seinen Größenvorteil zum Wohl der Kund:innen eingesetzt hat: Einige Haushersteller haben Rohstoffe und Baumaterialien gebunkert und können ihre Aufträge fristgerecht abarbeiten – vielleicht bis die Preise wieder im Lot sind.

Preise für Fertighäuser um 15% gestiegen

Besonders betroffen ist das Fertighaussegment. Insbesondere die gestiegenen Preise für Holz und Stahlbeton zeigen Auswirkungen und treiben die Neubau-Preise in die Höhe. Die Quadratmeterpreise lagen Ende Mai 2021 bundesweit mit durchschnittlich 3.020 Euro rund 15 Prozent über dem Vergleichswert von Mai 2020 (2.620 Euro pro Quadratmeter). Allein in den drei Monaten von Ende März bis Ende Mai 2021 stiegen die Angebotspreise von Fertighäusern in Deutschland um 14 Prozent.

Neben den Baustoffpreisen, insbesondere für Holz, ist auch die anhaltend hohe Immobiliennachfrage ein Treiber der Preise. Bereits seit November 2020 übertrifft die Nachfrage das Angebot an Inseraten von Fertighäusern deutlich.


Methodik: Für die Fertighaus-Analyse von ImmoScout24 wurden alle Inserate vom April 2000 bis Mai 2021 berücksichtigt, die von Fertighausunternehmen monatlich neu inseriert wurden. 126.000 neue Objekte wurden für die Vergleichszahlen analysiert. Dopplungen wurden dabei eliminiert. Für die gesamte Analyse wurden Durchschnittswerte der jeweiligen Monate berechnet und um Ausreißer-Werte bereinigt. Die Analyse bildet damit die Angebotssituation im Neuverkauf öffentlich inserierter Fertighäuser ab.


Im Umland der Top-7-Metropolen beläuft sich die Preissteigerung auf 27 Prozent im Jahresvergleich. Fertighäuser werden auf ImmoScout24 Ende Mai 2021 im deutschlandweiten Durchschnitt für 4.168 Euro pro Quadratmeter angeboten. Am stärksten sind die Angebotspreise für Fertighäuser in Brandenburg gestiegen. Hier ging es um 48 Prozent auf 3.361 Euro pro Quadratmeter hinauf. Auch in Sachsen haben die Preise für Fertighäuser um 38 Prozent auf 2.567 Euro pro Quadratmeter angezogen.

Bemerkenswert niedrig fiel die Preissteigerung in Nordrhein-Westfalen mit nur drei Prozent auf 2.690 Euro pro Quadratmeter aus. Auch in Bayern stiegen die Preise lediglich um knapp vier Prozent auf durchschnittlich 3.589 Euro pro Quadratmeter.

Die Hintergründe der Baustoffkrise

Die Ursachen für die aktelle Situation sind wohl in erster Linie direkte Folgen der Corona-Pandemie: Hersteller haben als Reaktion auf die Pandemie ihre Produktion heruntergefahren und kommen seitdem nur schwer mit dem Liefern hinterher. Auch Reedereien haben ihre Kapazitäten zu Beginn der Pandemie heruntergeschraubt und es kommt nun zu langen Wartezeiten für Schiffscontainer. Auch andere Zwischenfälle wie die Havarie im Suezkanal im April 2021 blieben nicht ohne Auswirkungen.

In China und den USA zog die Konjunktur im Frühjahr 2021 nach dem Pandemie-bedingten Stillstand wieder an, und die Marktwirtschaft reagierte: So wurde beispielsweise Holz aus heimischer Forstwirtschaft in großen Mengen dorthin exportiert, wo die Nachfrage stieg und höhere Preise bezahlt wurden.


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