Immobilienpreise: Krise oder Chance?
Fast alles wird teurer. Gilt das auch für Immobilien? Wir zeigen, was die aktuellen Zahlen zur Preisentwicklung bedeuten.
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Wendepunkt in der Kaufpreisentwicklung
Eine aktuelle Preisanalyse des Baufinanzierungs-Vermittlers Interhyp bezeichnet das zweite Quartal 2022 als Wendepunkt in der Kaufpreisentwicklung. Im ersten Quartal stiegen die Preise im Vorjahresvergleich noch um rund 14 Prozent, im zweiten waren es nur noch 7,6 Prozent.
Für Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG, sind die in der ersten Jahreshälfte massiv gestiegenen Bauzinsen Auslöser dieser Entwicklung. Zunächst habe der Zinsanstieg zu einer stärkeren Nachfrage geführt, weil viele sich noch die günstigen Zinsen sichern wollten. Der weitere Zinsanstieg hat dann aber mehr Menschen gezwungen, neu zu kalkulieren, Kompromisse bei der Immobilie einzugehen oder vom Immobilienkauf vorerst Abstand zu nehmen.
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Dieser Anstieg der Zinsen ist jetzt gebremst, die Bauzinsen haben sogar wieder etwas nachgegeben. Das ist angesichts der Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank am 21. Juli um 0,5 Prozentpunkte eine überraschende Entwicklung.
Mirjam Mohr, Vorständin bei der Interhyp AG für das Privatkundengeschäft, erklärt die Dynamik damit, dass die Leitzinserhöhungen schon zuvor weitgehend eingepreist waren. In der nächsten Zeit ist erst einmal nach Einschätzung vieler Fachleute kein weiterer Zinsabfall zu erwarten, bestenfalls eine Seitwärtsbewegung.
Bis Ende des Jahres prognostizieren die meisten aus der Branche einen moderaten Anstieg auf ein Zinsniveau von 3,5 Prozent. Bleibt es dabei, rechnet man bei Interhyp nicht mit einem starken Einbruch bei den Kaufpreisen. Dennoch müssen sich alle, die ihre Immobilie verkaufen wollen, in den nächsten Monaten beim Kaufpreis verhandlungsbereiter zeigen als noch auf dem Höhepunkt des Booms.
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass sich die Bauzinsen auf einem Plateau einpendeln. Die Angst vor einer Zahlungskrise hochverschuldeter Länder wie Italien wird durch Leitzinserhöhungen der EZB derzeit befeuert. Gerade diese Angst könnte Bundesanleihen für Investoren attraktiver machen. Steigt der Kurs der Bundesanleihen, dann sinkt ihre Rendite und dadurch können die Bauzinsen auch wieder nachgeben.
Wenn Sie verkaufen möchten, ist das eine gute Nachricht, denn dadurch können Sie auch wieder mit einer stärkeren Nachfrage für ihre Immobilie rechnen.
Reiner Braun, Immobilienexperte und Geschäftsführer des Berliner Institut Empirica, sieht das Ende der Niedrigzinsen positiv. Damit sinke, laut Braun, die Gefahr einer Blase. Geht die Nachfrage nach Immobilien zurück, steigen die Immobilienpreise nicht mehr so stark.
Zusätzlich ist das Bauen durch Fachkräftemangel und Lieferengpässe deutlich teurer geworden. Das schafft laut Braun eine neue Verknappung und verhindert zukünftigen Leerstand. Die Bestandspreise werden dadurch gestützt.
Auch Jochen Möbert, Analyst bei der Deutschen Bank, sieht den Rückgang der Bautätigkeit als tendenziell preistreibend. Zwar ist auch für Möbert die Zeit des ganz großen Booms beendet, seine Erwartung bleibt dennoch positiv. Seiner Meinung nach gibt es gute Gründe, warum sich die Preise in den kommenden Monaten stabilisieren und wieder anziehen könnten
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