Nicht nur die Regierungskoalition hatmittlerweile Fakten zum neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) offenbart, auch das EU-Parlament hat bereits konkrete Maßnahmen beschlossen, die sich mit der Sanierung von Bestandsimmobilien beschäftigt. Zukünftig müssen Immobilienbesitzer:innen mit verschärften Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden rechnen. Es bleibt abzuwarten, ob dies zu einer "Zwangssanierung" führen wird.
Während Robert Habecks (Grüne) Pläne sich vor allem auf die Gebäudeeffizienz in Bezug auf die Heizung beziehen, kümmert sich die EU um die generelle Ertüchtigung von Immobilien für mehr Energieeffizienz – in Form von Sanierungsmaßnahmen. Das Europäische Parlament hat Mitte März mit großer Mehrheit beschlossen, dass in Zukunft der Energieverbrauch von Gebäuden in der EU reduziert werden soll. Die geplante Änderung des Gesetzes ist Teil des Klimapakets „Fit for 55“, das darauf abzielt, die Netto-Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Gebäude seien schließlich für über zwei Drittel (36 Prozent) der CO2-Emissionen und sogar 40 Prozent des Energieverbrauchs in Europa verantwortlich.
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Und was genau plant die EU, was auch Hauskäufer:innen hierzulande betreffen könnte? Die EU-Kommission hat die Einführung von einheitlichen Effizienzklassen – abweichend von den bereits hierzulande gültigen Effizienzklassen (A bis H) vorgeschlagen. Diese sollen den Energieverbrauch von Gebäuden widerspiegeln und als Grundlage für Sanierungsmaßnahmen dienen. Ziel ist es, bis 2033 alle Gebäude zumindest auf eine mittlere Effizienzklasse zu bringen und damit den Energieverbrauch zu reduzieren. Ab 2028 müssen Neubauten sogar als Null-Emissionsgebäude gebaut werden, um den CO2-Ausstoß zu minimieren. Jutta Paulus (Fraktion Grüne im EU-Parlament) erklärt die Änderungen in einem Interview in der Tagesschau so: „Die schlechtesten 15 Prozent der Wohnhäuser müssen bis 2030 eine Energieeffizienzklasse besser werden.“ Das sei teilweise mit kleineren Maßnahmen bereits erreichbar, erklärt Paulus: „Beispielsweise mit einem Austausch der Fenster oder der Dämmung der Kellerdecke oder der Dämmung des Dachbodens sind wir direkt schon eine Effizienzklasse besser.“
Doch die schiere Anzahl der Sanierungskandidaten unter den deutschen Immobilien ist hoch: Expert:innen rechnen mit fast jedem zweiten Wohnhaus, das in den kommenden zehn Jahren saniert werden müsste. Wie stehen deutsche Politiker:innen und Verbände zu den Plänen aus Brüssel? Der Vorstoß wird kontrovers diskutiert. Kritiker:innen aus Politik und Immobilienbranche sehen darin eine Pflicht zu teuren Sanierungen und häufig ist auch von Zwangssanierungen die Rede. Der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai Warnecke, warnte vor einem dramatischen Wertverlust bei älteren Gebäuden. Der Sanierungsaufwand läge je nach Gebäude bei 1.000 bis 1.500 Euro pro Quadratmeter, rechnet Warnecke vor. Das wären erdrückend hohe Kosten von 100.000 bis 150.000 Euro für ein Haus mit 100 Quadratmetern.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) will daher einen technischen Sanierungszwang für einzelne Wohnhäuser verhindern und schlägt den sogenannten Quartiersansatz als Kompromiss vor. Dabei gehe es darum, dass nicht jedes einzelne Gebäude seinen CO2-Ausstoß senken müsse, sondern ein Quartier insgesamt – also etwa ein Stadtteil. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) äußerte sich ebenfalls kritisch zu den Plänen und sprach von einem drohenden "Kostenhammer". Er meinte, dass die Pläne ein schwer zu rechtfertigender Eingriff in das Eigentumsrecht seien.
Die Pläne sind noch nicht beschlossen und die EU-Staaten und das Europaparlament müssen noch einen Kompromiss finden, bevor die Vorgaben in Kraft treten können. Es bleibt abzuwarten, ob der Quartiersansatz als Kompromiss angenommen wird oder ob strengere Vorgaben durchgesetzt werden. Auch wird es vermutlich eine sozialverträgliche Förderung der Sanierungsmaßnahmen geben, über die noch nichts bekannt ist. Als Immobilienkäufer:in solltest die „drohende“ Sanierungspflicht bei der Auswahl einer Immobilie und den Preisverhandlungen miteinkalkulieren.
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