Photovoltaik erlebt aktuell einen regelrechten Boom. Klar, denn mit einer Photovoltaik-Anlage sparst du Energiekosten – und die werden jedes Jahr teurer. Nebenbei leistest du einen erheblichen Teil zum Klimaschutz. Doch was, wenn du auf deinem Dach keine PV-Anlage installieren kannst? Balkonkraftwerke versprechen ebenso eine erhebliche Kostenersparnis, sind einfach zu installieren und schützen das Klima.
Balkonkraftwerke sind kleine Mini-Solaranlagen, die am Balkon, auf dem garagendach, im Garten oder Freiflächen installiert werden.
Die Installation von Balkonkraftwerken ist eine bauliche Veränderung und muss deshalb von deiner Wohnungseigentümergemeinschaft oder deinen Vermieter:innen genehmigt werden.
Bakonkraftwerke dürfen eine maximale Leistung von 800 Watt haben.
Ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt hängt vom eigenen Verbrauch und dem Standort ab. Die Globalstrahlung ist ein wichtiger Faktor, wie rentabel ein Solarsystem ist.
- Was ist ein Balkonkraftwerk?
- Solarpaket gibt Balkonkraftwerken neuen Schub
- Balkonkraftwerke: Das gilt für Eigentümer:innen
- Balkonkraftwerke: Das gilt für Eigentümer:innen in einer WEG
- Balkonkraftwerke: Das ist der rechtliche Rahmen in einem Mietverhältnis
- Förderung für Mieter:innen
- Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
- Kosten und Ersparnis bei einem Balkonkraftwerk
- Globalstrahlung: In welchen Regionen lohnt sich ein Balkonkraftwerk am meisten?
Aufstellen, einstecken, loslegen: Balkonkraftwerke sind kleine Mini-Solaranlagen, die Haushalte schnell und unkompliziert mit Solarstrom versorgen. Fachsprachlich heißen sie Steckersolargerät. Denn im Gegensatz zu großen Photovoltaik-Anlagen auf dem Hausdach, handelt es sich nicht um eine Anlage, sondern vielmehr um ein (Haushalts-)Gerät, das Strom erzeugt.
Balkonkraftwerke bestehen üblicherweise aus zwei Solarmodulen, wobei jedes etwa 350 bis 570 Watt Ausgangsleistung hat. Die Module sind einfach mit einer Halterung montiert und über eine Steckdose mit dem Stromnetz der Wohnung verbunden. Es wird empfohlen einen speziellen Wieland-Stecker zu verwenden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Handelsübliche Schuko-Stecker (Schutz-Kontakt-Stecker) sind dennoch erlaubt.
Stand Juni 2024 sind bereits mehr als eine halbe Million Balkonkraftwerke im Einsatz. Das geht aus Daten der Bundesnetzagentur hervor. Das Solarpaket 1, das im Mai 2024 beschlossen wurde, soll für noch mehr Antrieb sorgen: Ab sofort dürfen Balkonkraftwerke bis zu 800 Watt Leistung erbringen. Zusätzlich entfällt die komplizierte Anmeldung beim Netzbetreiber. Eine Registrierung im Markststammdatenregister (MaStR) reicht jetzt aus. Auch rückwärtszählende Stromzähler sind übergangsweise erlaubt.
Die Erwartungen sind groß, dass bald noch mehr Haushalte mit Photovoltaik versorgt werden. Wenn nicht durch größere PV-Anlagen, dann durch kleinere Balkonkraftwerke. Das Solarpaket 2 soll schließlich noch mehr Vereinfachungen bringen.
Für Eigentümer:innen eines Ein- oder Zweifamilienhauses kommen Balkonkraftwerke nur selten in Frage. Die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist in den meisten Fällen rentabler. Allerdings ist nicht jedes Dach gleichermaßen geeignet: Gauben, Dachfenster oder Verschattung spielen beim Ertrag eine entscheidende Rolle.
Um nicht gänzlich auf den Nutzen der Sonne verzichten zu müssen, schafft ein Balkonkraftwerk Abhilfe. Die Steckersolarsysteme müssen nicht zwingend an einer Balkonbrüstung angebracht werden – auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt. Die Installation auf Garagendächern, im Garten oder anderen Freiflächen ist ebenfalls möglich.
Balkonkraftwerke sind eine bauliche Veränderung. Zwar sind sie einfach zu installieren, dennoch wird in den meisten Fällen mindestens ein Loch in der Wand nötig sein, durch das das Kabel von den PV-Modulen in die Wohnung geführt wird. Zudem verändern sie das Gesamtbild einer Fassade.
Eigentümer:innen von Eigentumswohnungen müssen vor der Installation des Balkonkraftwerks, einen Antrag bei ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) beantragen. Diese kann deinen Wunsch theoretisch ablehnen. Bis ins Jahr 2020 musste der Antrag einstimmig angenommen werden. Seit der Änderung im Wohneigentumsgesetz ist nur noch eine mehrheitliche Zustimmung nötig.
Auch in Mietverhältnissen gilt: Balkonkraftwerke sind eine bauliche Veränderung. Mieter:innen müssen also die Genehmigung ihrer Vermieter:innen einholen. Allerdings werden Stecker-Solarsysteme als sogenannte “privilegierte Maßnahme” eingestuft (§ 20 Abs. 2 WEG). Vermieter:innen dürfen den Antrag auf die Installation eines kleinen PV-Geräts nur in Ausnahmefällen ablehnen.
Müssen Löcher in die Fassade gebohrt oder Steckdosen ausgetauscht werden, dürfen Vermieter:innen verlangen, dass die Maßnahmen von Fachpersonal durchgeführt werden. Zudem ist es sinnvoll, vorab eine schriftliche Vereinbarung zu treffen, was nach dem Auszug der Mieter:innen passieren soll: In der Regel ist ein Rückbau nötig. Das bedeutet, dass die Löcher fachmännisch geschlossen und Steckdosen zurückgetauscht werden müssen.
Darüber hinaus ist der Abschluss einer Versicherung für Mieter:innen und die Erweiterung der Gebäudeversicherung für Vermmieter:innen angeraten. Dann sind auch Schäden, die im Zusammenhang mit dem Balkonkraftwerk entstehen abgedeckt.
Für Balkonkraftwerke brauchst du in der Regel keine Baugenehmigung. Ausnahmen bestehen bei denkmalgeschützten Gebäuden. Auch bauaufsichtliche Vorschriften können eine Ablehnung begründen.
Immer mehr Städte und Gemeinden schaffen Anreize für die Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks. Auch Bundesländer wie Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachen winken mit einer Finanzspritze zwischen 50 und 500 Euro – je nach Wohnort und Wattleistung des Geräts. Das Angebot gilt explizit nur für Mieter:innen. Wie du den Zuschuss bekommst, ist nicht einheitlich geregelt. Du solltest dich daher schon vor dem Kauf bei deiner Gemeinde erkundigen.
Ob sich ein Balkonkraftwerk wirklich lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab
Standort des Gebäudes
Lage und Ausrichtung des Balkons (bzw. des Garagendachs oder der Freifläche)
Verbrauch
Anschaffungskosten
Höhe der Strompreise
Wichtig ist zunächst zu klären, ob die Installation des Stecker-Solarsystems überhaupt möglich und sinnvoll ist. Die Südausrichtung gilt als optimal – insbesondere bei Balkonkraftwerken, die weniger leistungsfähig als größere PV-Anlagen sind. Darüber hinaus muss das Geländer ausreichend tragfähig und nicht verschattet sein.
Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Leistung inklusive Kabel, Wechselrichter und Halterung kostet zwischen 450 und 800 Euro. Bei niedrigem Verbrauch reicht oft auch schon ein Solarmodul mit 400 Watt und ist schon ab 200 Euro zu haben.
Seit 2023 fällt für ein Balkonkraftwerk keine Mehrwertsteuer mehr an. Als Privatperson sparst du daher 19 Prozent auf den Kaufpreis.
Abhängig vom Ertrag und deinem Verbrauch amortisiert sich ein Steckersolargerät nach etwa 5 bis 10 Jahren. Je höher dein Stromverbrauch ist, desto schneller lohnt sich das System. Nehmen wir an du produzierst 800 Kilowattstunden (kWh) Strom bei einem Strompreis von 30 Cent pro kWh. Dann sparst du jährlich etwa 240 Euro an Stromkosten. Bei einer Lebensdauer von 25 Jahren für das Balkonkraftwerk sparst du somit insgesamt 6.000 Euro.
Balkonkraftwerke dürfen kein Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Für den nicht selbstgenutzten Solarstrom bekommst du daher keine Einspeisevergütung.
Der Standort spielt beim Ertrag deines Balkonkraftwerks eine wichtige Rolle. Denn ob dein Balkonkraftwerk die maximale Leistung erbringt, liegt nicht nur an der Ausrichtung, sondern auch ob die Sonnenstrahlen ungehindert auf die Module treffen. Durch Wolken, Wasserteilchen oder Staub in der Luft werden Sonnenstrahlen gebrochen. Es entsteht sogenannte diffuse Strahlung. Die diffuse Strahlung ist nicht in jeder Region gleich, daher kommen auch die Sonnenstrahlen nicht überall gleich an. Dieses Phänomen nennt man Globalstrahlung.
Quelle: Deutscher WetterdienstWie du der Grafik entnehmen kannst, ist die Strahlung im Süden Deutschlands höher als im Norden. Dein Balkonkraftwerk wird dort besser mit Sonnenstrahlen versorgt und kann mehr Strom produzieren.
Die RealEstatePilot hat den Anteil der Balkonwohnungen & Globalstrahlung in Deutschland 2023 untersucht. Danach eignet sich Bayern perfekt für die Installation von Balkonkraftwerken. Denn nicht nur die Globalstrahlung ist sehr hoch; es werden auch die meisten Balkonwohnungen angeboten. Spitzenreiter sind die Landkreise Ebersberg und München. Hier betrug der Anteil der Wohnungen mit Balkon/Terrasse 83,5 bzw. 82,5 Prozent. Produziert wurden beachtliche 1247,7 bzw. 1246,0 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Nach München (70,8 Prozent) bieten bei den deutschen Metropolen Hamburg und Düsseldorf mit einem Anteil an Balkonen von 65,0 bzw. 65,9 Prozent gute Voraussetzungen für das Betreiben von Balkonkraftwerken; gefolgt von Leipzig. In der sächsischen Metropole stieg der Anteil der Balkonwohnungen von 61,5 Prozent im Jahr 2022 auf 64,4 Prozent im Jahr 2023. Produziert wurden in Hamburg 1070,6, in Düsseldorf 1110,0 und in Leipzig 1153,6 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Die deutsche Hauptstadt hinkt hinterher. Nur 56,3 Prozent der angebotenen Wohnungen waren 2023 mit Balkon oder Terrasse ausgestattet. Berlin ist die einzige Stadt, in der der Anteil im Vergleich zu 2021 gesunken ist, und zwar um 4,1 Prozentpunkte.
Noch ein Wort zum Wetter: Wie den Zahlen des Deutschen Wetterdienstes zu entnehmen ist, stieg in den großen Städten die Globalstrahlung von 2021 zu 2023; nur in München sank der Wert um 0,4 Prozent. Zur Erinnerung: Als Globalstrahlung wird der Jahresmittelwert der Summe aus diffuser und direkter Sonnenstrahlung bezeichnet.
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Als Redakteurin für Vermietet.de und ImmoScout24 hat sich Yvonne Häusler über einen Zeitraum von mehr als 4 Jahren intensiv mit Themen rund um Immobilien und Vermietung auseinandergesetzt. Als Expertin für Immobilienmodernisierung beschäftigt sie sich insbesondere mit der Energiewende, dem Ausbau von Photovoltaikanlagen und Solarthermie. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei stets darauf, komplexe Sachverhalte für die Leser verständlich aufzubereiten.
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