Viele Eigentümer:innen, die unsanierte Altbauten bewohnen, ärgern sich ihre Heizkostenrechnung. Verantwortlich dafür ist in der Regel eine niedrige Energieeffizienzklasse – die sind im Bestand Usus. Eine Modernisierung kann das ändern. Wer seine Immobilie zum Effizienzhaus saniert, macht sie zukunftsfähig und wappnet sich gegen steigende Energiepreise.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Die Energieeffizienzklasse eines Hauses zeigt auf einen Blick, wie es um die energetische Beschaffenheit eines Gebäudes steht.  

  • Ein Energieausweis liefert alle Informationen rund um die Energieeffizienz eines Gebäudes. Man unterscheidet in Bedarfs- und Verbrauchsausweis. 

  • Neben den Energieeffizienzklassen existiert auch die Einteilung in sogenannte Effizienzhausstandards. Sie sind ein Instrument der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und bilden eine Grundlage für die finanzielle Förderung von Modernsierungen. 

Die Energieeffizienzklasse eines Hauses bringt die Wahrheit ans Licht: Gebäude lassen sich hinsichtlich ihrer Energieeffizienz auf einer Skala einordnen, die von A+ bis H reicht. Wer eine Immobilie besitzt, erkennt so, wie es um deren Energieeffizienz steht. Käufern und Mietern von Immobilien wird der bunte Zettel vor Vertragsunterzeichnung ausgehändigt. Eigentümer:innen, die ihre Immobilie selbst bewohnen, benötigen diese Auskunft nicht zwingend. Das ändert sich, sobald eine Modernisierung ansteht.

Woher weiß ich, wie energieeffizient mein Haus ist?

Das steht im Energieausweis. Er legt alle energetischen Eigenschaften eines Gebäudes offen, inklusive dessen Energieeffizienzklasse. Unterschieden wird in Bedarfs- und Verbrauchsausweis. Wie ein Energieausweis aufgebaut ist, was du ihm entnehmen kannst und wo du ihn herbekommst, erfährst du hier.

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Warum A-G?

Die Energieeffizienzklassen orientieren sich am Schulnotensystem der USA. Während Schüler mit einem A+ Grund zur Freude haben, sind die mit einem F durchgefallen. Analog dazu reichen die Energieeffizienzklassen von Häusern von A+ (extrem effizient) bis H (ziemlich verschwenderisch). Der durchschnittliche Wert im Gebäudebestand hierzulande liegt zwischen D und E. Hier ist noch deutlich Luft nach oben. 

Gesetzliche Grundlagen: Energieeffizienz ist Pflicht

Anhand eines Energieausweises lässt sich die energetische Qualität von Altbauten auf einen Blick erkennen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), umgangssprachlich auch Heizungsgesetz genannt, legt die Mindestanforderungen für anstehende Modernisierungen fest. Dahinter stecken klimapolitische Ziele der Bundesregierung: Die Vorgaben sollen dazu beitragen, die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Kurzum: Die Gebäude hierzulande sollen umweltfreundlicher und nachhaltiger werden.  

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Hintergrund

2020 löste das die Energieeinsparverordnung (EnEV), das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEWärmeG) ab und bündelt seitdem die ehemaligen Gesetzgebungen. So soll es Modernisierern leichter fallen, die Anforderungen zu erfüllen. Achtung: In regelmäßigen Abständen werden die gesetzlichen Regelungen rund um das Thema Gebäudeeffizienz aktualisiert. Damit einher geht eine Verschärfung der energetischen Mindestanforderungen

Energieeffizienzklasse einer Immobilie berechnen

Um die Energieeffizienzklasse deines Hauses zu berechnen, gibt es zwei Wege – je nachdem, ob du den Endenergieverbrauch oder zum Energiebedarf kalkulieren willst.

 

Zunächst benötigst du die vollständigen Verbrauchsdaten der vergangenen drei Jahre. Den durchschnittlichen Energieverbrauch teilst du durch die Wohnfläche deines Hauses.

 

Formel zur Berechnung des Endenergieverbrauchs: 


Formel zum Endenergieverbrauch Formel zur Berechnung des Endenergieverbrauch

Eine weitere Methode, um die Energieeffizienzklasse zu berechnen, basiert auf dem Endenergiebedarf. Dieser verrät, wie viel Energie benötigt wird, um ein Haus zu beheizen. Um den Energiebedarf eines Hauses zu bestimmen, teilst du die Heizlast deines Hauses durch die Wohnfläche.


Formel Endenergiebedarf Formel zur Berechnung des Endenergiebedarf

Und wie bestimmst du die Heizlast? Hierzu benötigst du die U-Werte von sämtlichen Bestandteilen der Haushülle. Also von Fassade, Fenstern, Türen und Dach. So lässt sich ermitteln, wie viel Wärme durch diese Flächen nach außen dringt. Die Wohnräume eines Hauses lassen sich nur warmhalten, wenn die verloren gegangene Wärme wieder hinzugeführt wird – in Form von Heizenergie.

Du merkst – den Endenergiebedarf zu ermitteln, ist gar nicht so einfach. Am besten du beauftragst einen Experten damit. SHK-Betriebe, Ingenieur- und Architekturbüros oder Energieberater:innen dürfen Bedarfsausweise ausstellen. 

 

Hast du Endenergieverbrauch und Endenergiebedarf errechnet, kannst du diese Werte in Beziehung zueinander setzen und die Energieeffizienzklasse deines Hauses bestimmen. 

Das bedeuten die Energieeffizienzklassen für den Energieverbrauch

Die Verbraucherzentrale NRW hat im Mai 2024 Grenzwerte zur Einordnung in die einzelnen Klassen herausgegeben. Die Tabelle zeigt, wie hoch die jährlichen Energiekosten pro Quadratmeter Wohnfläche je nach Energieeffizienzklasse ausfallen.


Energieeffizienzklasse Endenergieverbrauch in kWh/(m²a)  Geschätzte jährliche Energiekosten pro m²  Haus-Standards
A+ 

0 bis unter 30  

Weniger als 2 €  Stark gedämmte Passivhäuser, KfW-40-Häuser 

30 bis unter 50  

2 €  3-Liter-Häuser, KfW-55-Häuser 
50 bis unter 75  
3 €  Niedrigenergiehäuser mit guter Dämmung und Lüftungsanlage 
C 75 bis unter 100   4 €  Neubauten, die den Mindestanforderungen des GEG entsprechen 
D 100 bis unter 130   6 €  Gut sanierte Altbauten 
E 130 bis unter 160   7 €  Sanierte Altbauten 
F 160 bis unter 200   9 €  Sanierte Altbauten 
G 200 bis unter 250   11 €  Teilweise sanierte Altbauten 
H über 250   13 € und mehr  Unsanierte und schlecht gedämmte Gebäude, die oft unter Denkmalschutz stehen 

Die Tabelle zeigt: Bestandsgebäude haben meist eine schlechtere Energieeffizienzklasse. Eine Modernisierung kann sie jedoch auf einen neueren energetischen Standard bringen und den Energieverbrauch nachhaltig reduzieren.

Was ist der KfW-Effizienzhaus-Standard?

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt Modernisierer mit Krediten und Tilgungszuschüssen. Wer sein Haus dämmt oder eine neue Heizanlage installiert, kann Fördermittel beim Kreditinstitut beantragen. So unterstützt der Staat Hausbesitzer, ihre Immobilien umweltfreundlicher und energieeffizienter zu machen. 

Allerdings müssen Sanierer hierfür bestimmte Vorgaben einhalten. Das Förderinstitut hat dazu sogenannte KfW-Effizienzhaus-Standards definiert. Im Unterschied zu den Energieeffizienzklassen orientiert sich der KfW-Effizienzhaus-Standard nicht am Energieverbrauch (Endenergie), sondern am Energiebedarf (Primärenergie) eines Gebäudes.  

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Unterschied zwischen Primär- und Endenergie

 

Primärenergie: Energie, die in einem Energieträger enthalten ist, bevor sie in nutzbare Energie umgewandelt wird. Bei Erdgas oder Pellets passiert das z. B. durch Verbrennung.  

 

Endenergie: Energie, die nach der Umwandlung und Übertragung zur Verfügung steht und genutzt werden kann. 


Energieeffizienzklasse Je kleiner die Kennzahl einer Effizienzhaus-Stufe, umso weniger Energie verbraucht eine Immobilie.  

Die Effizienzhaus-Stufen bieten eine Orientierung für energiesparende Gebäude und werden in verschiedene Kategorien eingeteilt: KfW 100, KfW 85, KfW 70, KfW 55 und KfW 40. Ein KfW-100-Haus stellt dabei das Referenzgebäude dar und entspricht einem Neubau nach GEG-Vorgaben. Je nach Zahlenwert verbrauchen die anderen Effizienzhaus-Stufen weniger Energie als das Referenzgebäude; z. B. benötigt ein KfW-85-Haus nur 85 Prozent der Energie eines GEG-Neubaus. 

Modernisierer:innen können über das Programm 261 für Wohngebäude ein Darlehen mit Tilgungszuschuss bei der KfW beantragen. Der Tilgungszuschuss kann zwischen 5 und 45 Prozent liegen – das richtet sich je nach erreichter Effizienzhaus-Stufe.  

Förderfähige Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz

Energieeffiziensklassen Förderfähige Maßnahmen bei einem Haus

Wärmeverluste eindämmen 

Die Dämmung der Gebäudehülle zählt zu den besten Mitteln, um die Energieeffizienz eines Hauses zu verbessern. Wer seine Fassade oder sein Dach mit einer schützenden Dämmschicht versieht, verhindert, dass Energie nach außen entweichen kann. In manchen Fällen ist die Innendämmung die bessere Wahl oder die Dämmung der obersten Geschossdecke. Ein gut gedämmtes Haus nutzt die eingesetzte Heizenergie besser aus und spart Heizkosten. Außerdem überhitzt das Gebäude im Sommer nicht – ein Pluspunkt in Sachen Wohnkomfort. Dazu tragen auch neue Fenster bei: Moderne 3-fach-Verglasung hält die Wärmeenergie im Haus und macht Zugerscheinungen in Fensternähe ein Ende. 

Dem Heizungskeller ein Update verpassen

Überholte Heizungen sind regelrechte Energiefresser. Wer seine Heizanlage modernisiert und gegen eine neue tauscht, kann den Energieverbrauch reduzieren. Moderne Gas-Brennwertkessel, Wärmepumpen, Pelletheizungen und Co. senken zudem die Treibhausgasemissionen eines Gebäudes. 

Heizungsanlage optimieren

Verschiedene Optimierungsmaßnahmen der bestehenden Heizung können die Energieeffizienzklasse verbessern. Dazu zählen neben einem hydraulischen Abgleich der Heizanlage, das Einstellen der korrekten Vorlauftemperatur, das Entlüften der Heizkörper oder das Einstellen der Heizkurve. Unter Umständen ist auch der Austausch einer veralteten Heizungspumpe oder die nachträgliche Wärmedämmung von Heizungsrohren sinnvoll. 

Fazit: Die Energieeffizienz eines Hauses ist mehr als nur eine Skala

Wie energieeffizient ein Haus ist, beeinflusst sowohl die Umwelt als auch Kontostand der Bewohner:innen. Der Energieausweis legt den energetischen Zustand eines Gebäudes durch die Zuweisung einer Energieeffizienzklasse offen. Das macht ihm zum Gradmesser, der zeigt, wie dingend und notwendig eine Modernisierung ist oder nicht. Mithilfe einer umfassenden energetischen Sanierung können Immobilienbesitzer:innen einen KfW-Effizienzhaus-Standard erreichen und sich staatliche Fördermittel sichern. Wer das eigene Haus wärmedämmt und mit moderner Heiztechnologie ausstattet, tut mehrfach Gutes. In finanzieller Hinsicht schonen diese Maßnahmen langfristig den Geldbeutel, indem sie Energiekosten reduzieren. Außerdem steigern sie den Wert einer Immobilie. Das trägt spätestens bei einem Verkauf Rechnung. 



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Inga Ervig
Inga Ervig
Expertin für Energetische Sanierung

Als Redakteurin für verschiedene Bauherren- und Haustechnikmagazine hat sich Inga Ervig mehr als zehn Jahre lang mit Themen rund um die energetische Modernisierung, Heiztechnologien und nachhaltiges Sanieren beschäftigt. Die studierte Germanistin und Kulturmanagerin hat ein Faible für historische Altbauten. Inga arbeitet als selbstständige Content Marketing Managerin und übersetzt gerne Bau-Fachchinesisch in verständliche und unterhaltsame Artikel, die nicht nur Leser:innen sondern auch Google und Co. gefallen.  

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