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Das Wichtigste in Kürze
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen erneut gesenkt, doch die Unsicherheit bleibt groß – auch wegen der provokanten US-Politik.

  • Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle, und auch die Baubranche spürt Gegenwind mit sinkenden Aufträgen.

  • Die Bauzinsen schlagen Kapriolen, sind aber zuletzt – zumindest bei den langfristigen Zinsbindungen – etwas gefallen.



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Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt in der Geldpolitik weiter auf niedrigere Zinsen. Am 17. April war es wieder so weit: Die Währungshütenden in Frankfurt haben den Leitzins zum siebten Mal in Folge gesenkt – diesmal um 0,25 Prozentpunkte. Der sogenannte Einlagenzins, also der Zins, den Banken bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken und der viele andere Zinssätze indirekt beeinflusst, liegt jetzt nur noch bei 2,25 Prozent.

Die EZB macht Tempo

Die EZB reagiert damit auf eine Konjunktur, die eher stottert als sprintet – und auf wachsende Sorgen wegen der unberechenbaren US-Zollpolitik. Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust, meinte schon im Vorfeld: „Die Rahmenbedingungen haben sich für die EZB seit dem 'Liberation Day' grundlegend geändert.“ Zur Erinnerung: Donald Trump hatte den Tag, an dem er seine heftig diskutierte Zollpolitik vorgestellt hatte, „Liberation Day“ genannt – also den Tag der Befreiung.

Für uns heißt das allerdings: Die Zeiten werden rauer. Und da muss die Zentralbank gegensteuern, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Auch wenn manche Marktbeobachtende im Vorfeld sogar auf einen größeren Zinsschritt spekuliert hatten, blieb die EZB vorerst bei ihrem gewohnten Trippelschritt. Trotzdem spielte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihren Pressestatements klar auf ihren Vorgänger Mario Draghi an: „Sicher ist nur das Ziel, und wir sind entschlossen, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen und alle geeigneten Instrumente einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen.“ Das klingt schon fast ein bisschen nach „Whatever it takes“ – der berühmten Krisenrede des früheren EZB-Chefs.



Das ImmoScout24-Zinschart zeigt dir interaktiv den aktuellen Stand der Sollzinsen an. Damit siehst du auf einen Blick, zu welchem Zinssatz du aktuell durchschnittlich finanzieren könntest, aufgeteilt nach Zinsbindungsfristen. Außerdem zeigen wir dir die Zinsentwicklung des letzten Jahres im Überblick. Einfach mit der Maus über die Graphen fahren oder mit dem Finger antippen, schon siehst du den jeweiligen Zinssatz!


Inflation auf dem Rückzug – aber reicht das?

Ein Grund, warum die EZB trotz externer Risiken überhaupt Spielraum für Zinssenkungen sieht, ist die Entwicklung der Inflation. Die Teuerung im Euroraum hat sich zuletzt weiter abgeschwächt und lag im März bei 2,2 Prozent – nach 2,3 Prozent im Februar. Das ist zwar noch nicht ganz das Ziel von 2 Prozent, aber die Richtung stimmt.

Auch die sogenannte Kerninflation ist gesunken. Das gibt den „Tauben“ im EZB-Rat – also denjenigen, die niedrigere Zinsen befürworten – natürlich Rückenwind.
Sinkende Ölpreise könnten den Inflationsdruck zusätzlich dämpfen. Aber reicht dieser Rückgang schon aus, um die Sorgenfalten komplett zu glätten? Gerade wenn gleichzeitig die Konjunktur schwächelt und externe Schocks drohen?
Das ist die große Frage, die die EZB bei ihren nächsten Entscheidungen beantworten muss.

Auch in Deutschland ging es mit der Inflation bergab: Im März 2025 lag sie bei 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – nach 2,3 Prozent im Januar und Februar sowie 2,6 Prozent im Dezember 2024. Eine moderate Entspannung ist also erkennbar. Das Statistische Bundesamt erklärt, dass vor allem sinkende Energiepreise den Preisanstieg gebremst haben. Gleichzeitig ziehen steigende Lebensmittelpreise und vor allem höhere Kosten im Dienstleistungsbereich die Inflation nach oben.




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Trumps Zollkrieg: Gefahr für die Weltwirtschaft?

Wenn Wirtschaftsakteurinnen und Wirtschaftsakteure – oder auch die Mitglieder des EZB-Rats – von „Unsicherheit“ und „Handelskonflikten“ sprechen, meinen sie oft dasselbe: Donald Trump. Der US-Präsident mischt mit seiner launenhaften Zollpolitik nicht nur die Weltwirtschaft auf, sondern greift auch eine Institution an, die eigentlich als unantastbar gilt: die eigene Notenbank Fed.

Der Affront des Monats: Fed-Chef Jerome Powell warnte öffentlich vor größeren Folgen der US-Zollpolitik als bisher erwartet. Er betonte, dass die angekündigten Zollerhöhungen das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflation anheizen könnten. Auf die teilweise massiven Börsenschwankungen reagierte Powell hingegen gelassen und schloss eine Intervention der Fed aus. Das Verhältnis zu Präsident Trump bleibt also angespannt: Trump seinerseits attackierte die Fed wegen ihrer „zu restriktiven“ Zinspolitik scharf. Trump will niedrigere Zinsen, um die US-Wirtschaft mit billigem Geld zu fluten – komme, was wolle. Damit rüttelt er an einem Grundpfeiler jeder stabilen Marktwirtschaft: der Unabhängigkeit der Notenbank. Die Fed hält den Leitzins aktuell bei 4,25 bis 4,50 Prozent. Eine Zinssenkung wird – trotz Trumps Forderungen – bei der nächsten Sitzung im Mai nicht erwartet.


Deutsche Wirtschaft: Stillstand statt Aufbruch

Wie sieht es mit der deutschen Wirtschaft aus? Nun ja, berauschend ist anders. Zum Abschied auf dem Sessel des Wirtschaftsministers präsentierte Robert Habeck die Frühjahrsprognose – doch das Ergebnis bleibt ernüchternd: Nach zwei Rezessionsjahren wächst die deutsche Wirtschaft erneut kaum. Habeck räumte ein, dass seine Bilanz schwach ausfällt, führte die Ursachen aber vor allem auf globale Faktoren und fehlende Finanzmittel zurück. Besonders die US-Zollpolitik und schwächelnde Exporte nach China drückten auf die Konjunktur.

Für 2026 erwartet die Bundesregierung immerhin ein Wachstum von 1,0 Prozent – getragen von den kürzlich beschlossenen, schuldenfinanzierten Infrastrukturinvestitionen. Ein Punkt, den Habeck lange gefordert hatte. Er zeigte sich zufrieden, dass viele „seiner“ Vorschläge nun von Schwarz-Rot umgesetzt werden – kommentierte aber süffisant: „Hätten sie auch vorher kriegen können…“



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Trübe Aussichten am Bau

Diese maue Konjunktur macht sich natürlich auch in einzelnen Branchen bemerkbar – unter anderem in einer, die für den Immobiliensektor besonders wichtig ist: die Baubranche. Das Statistische Bundesamt meldete für Februar 2025 alarmierende Zahlen: Der reale (also preis- und saisonbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist gegenüber dem Vormonat um satte 7,5 Prozent eingebrochen.

Zwar gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat nur ein kleines reales Minus von 0,5 Prozent – aber der negative Trend im Monatsvergleich ist deutlich und besorgniserregend.

Immerhin: Der Umsatz im Bauhauptgewerbe stieg im Februar real um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und auch die Zahl der Beschäftigten legte leicht zu. Trotzdem bleibt die Flaute bei den neuen Aufträgen ein klares Warnsignal – und passt ins Bild der allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation.

Achterbahnfahrt bei Bauzinsen

Zuletzt gab es bei den Bauzinsen ein Phänomen, das viele verwirrt hat: Die EZB senkte die Leitzinsen – aber die Zinsen für Baukredite stiegen trotzdem teilweise kräftig an. Der Schlüssel dafür liegt im Anleihenmarkt. Bauzinsen orientieren sich nämlich weniger direkt am kurzfristigen EZB-Leitzins, sondern vielmehr an den Renditen langfristiger Staatsanleihen – insbesondere der zehnjährigen Bundesanleihe. Und genau diese Renditen waren zuletzt stark gestiegen: unter anderem, weil der deutsche Staat riesige Summen für das sogenannte „Sondervermögen“ (vor allem für Rüstung) aufnehmen will und dafür viele neue Anleihen ausgibt. Mehr Angebot und mehr Risiko (wegen höherer Staatsschulden) treiben die Renditen nach oben – und die Banken geben das in Form höherer Bauzinsen weiter. So kletterten die Zinsen für zehnjährige Baukredite im März kurzzeitig wieder in Richtung vier Prozent. Wir haben darüber im vergangenen Monat an dieser Stelle berichtet.

Aber – und das ist die gute Nachricht – seitdem gab es eine Gegenbewegung. Die Turbulenzen an den Börsen, ausgelöst durch Trumps Politik, haben viele Anlegende dazu gebracht, ihr Geld aus Aktien abzuziehen und in vermeintlich sichere Häfen wie deutsche Staatsanleihen zu stecken. Diese erhöhte Nachfrage drückte die Renditen etwas nach unten. Die Folge: Auch die Bauzinsen sind wieder leicht gefallen – insbesondere bei langfristigen Krediten, wie unser Zinsbarometer zeigt.




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ImmoScout24-Zinsbarometer

Entwicklung der Bauzinsen grafisch dargestellt mit farbigen Balken. Zahlen sind im folgenden Text zum Zinsbarometer enthalten. Entwicklung der Bauzinsen grafisch dargestellt mit farbigen Balken. Zahlen sind im folgenden Text zum Zinsbarometer enthalten.

Der Schulden-Turbo der Regierung macht Baukredite immer noch spürbar teurer – vor allem bei kurzen und mittleren Laufzeiten. Im April legten zwei Zinsbindungen moderat zu, während die langen Laufzeiten minimal nachgeben.

Für Darlehen mit fünf Jahren Zinsbindung ging es diesmal um 0,03 Prozentpunkte rauf: von 3,70 auf 3,73 Prozent.

Bei den zehnjährigen Krediten fällt der Sprung noch kräftiger aus: plus 0,07 Punkte auf nun 3,80 Prozent (Vormonat: 3,73 Prozent).

Eine kleine Verschnaufpause gönnen sich die 15-jährigen Laufzeiten: Hier sinkt der Satz nach dem März-Höhenflug um 0,14 Punkte auf 3,90 Prozent (Vormonat: 4,04 Prozent).

Bei den 20-jährigen Darlehen geht es dagegen nur minimal bergab – minus 0,04 Punkte auf 4,02 Prozent (Vormonat: 4,06 Prozent).


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Alles über Aktuelle Bauzinsen

Alles, was du zum Thema Zinsen wissen musst: Wir unterstützen dich mit informativen Beiträgen, cleveren Rechnern und Podcasts zum aktuellen Zinsgeschehen. Das wird dir helfen, gute Entscheidungen zu treffen.

 

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Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel

Beleihungsauslauf: Der Beleihungsauslauf einer Immobilie stellt den Prozentsatz dar, der den Umfang des von der Bank gewährten Darlehens im Verhältnis zum Beleihungswert einer Immobilie repräsentiert. Ein hoher Beleihungsauslauf bedeutet ein höheres Risiko für die Bank und führt meist zu schlechteren Zinskonditionen für die Kaufsuchenden.  

Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Ratingagenturen: Dies sind Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten bewerten. Ist die Wahrscheinlichkeit von Kreditrückzahlungen hoch, erhalten die betreffenden Unternehmen/Staaten ein gutes Rating. Das höchste wird als "Triple A", also AAA bezeichnet. Zu den bekanntesten Ratingagenturen gehören "Standard & Poor's", "Moody's" und "Fitch".

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln. 

Volatilität: Wenn etwas als volatil bezeichnet wird, bedeutet dies, dass es einer hohen Unsicherheit, Instabilität oder Schwankung unterliegt. In Bezug auf Finanzmärkte kann Volatilität auf schnelle und große Preisschwankungen von Aktien, Währungen, Rohstoffen oder auch Zinsen hinweisen.

 

*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellte:r, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  

Die hier enthaltenen Informationen sind unverbindliche Auskünfte (Irrtum vorbehalten).





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