importantpoints
Das Wichtigste in Kürze
  • Die EZB hat im September die Leitzinsen erneut gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.

  • Noch einen Schritt weiter ging die Fed in den USA, wo es gleich um 0,5 Prozentpunkte abwärts ging.

  • Bauzinsen sanken im vergangenen Monat erneut – um bis zu 21 Basispunkte.

EZB senkt Leitzins erneut

Die meisten haben es kommen sehen: Am 12. September hat die EZB zum zweiten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen gesenkt. Der Einlagensatz, der den geldpolitischen Kurs der Notenbank maßgeblich bestimmt, liegt nun bei 3,5 Prozent und damit um 0,25 Prozentpunkte niedriger als zuvor. Dies ist die zweite moderate Zinssenkung der Zentralbank in diesem Jahr. Grund dafür ist die rückläufige Inflation, die es der EZB erlaubt, die geldpolitischen Zügel etwas zu lockern. Trotz der Zinssenkung bekräftigt die EZB ihr Ziel, “eine rasche Rückkehr der Inflation zu ihrem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent sicherzustellen”. Zu diesem Zweck will sie die Leitzinsen so lange wie nötig ausreichend straff halten.

Das ImmoScout24-Zinschart zeigt dir interaktiv den aktuellen Stand der Sollzinsen an. Damit siehst du auf einen Blick, zu welchem Zinssatz du aktuell durchschnittlich finanzieren könntest, aufgeteilt nach Zinsbindungsfristen. Außerdem zeigen wir dir die Zinsentwicklung des letzten Jahres im Überblick. Einfach mit der Maus über die Graphen fahren oder mit dem Finger antippen, schon siehst du den jeweiligen Zinssatz!





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Finanzexperten bewerten die Senkung positiv

Und was sagen die Expert:innen aus der Finanz- und Versicherungsbranche zur aktuellen Geldpolitik der EZB? Die meisten finden sie gut. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), nennt die Entscheidung ein „positives und beruhigendes Signal an die Märkte“. Er mahnt aber auch an, dass die EZB weiterhin „Fingerspitzengefühl“ beweisen müsse. So sieht Asmussen einerseits die Gefahr, dass die hohe Inflation im Dienstleistungssektor weiterhin eine Herausforderung bleibt, andererseits dürfe die EZB „das richtige Timing der weiteren Zinsschritte nicht verpassen“.

Ähnlich äußert sich Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken: „Die Inflationsgefahren sind zwar spürbar zurückgegangen, aber noch lange nicht vom Tisch. Daher steht die Geldpolitik in den kommenden Monaten vor einem Balanceakt.“ Der weitere Zinspfad bleibt unsicher. Experten rechnen zwar mit weiteren Zinssenkungen, warnen aber auch vor der Gefahr einer hartnäckigen Inflation. So hält Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, weitere Zinssenkungen für „noch zu früh“, da die Inflationsentwicklung unsicher sei - und bereits im Herbst wieder über die Zwei-Prozent-Marke steigen könnte. Im September sah das schon ganz gut aus: Die Inflationsrate in Deutschland betrug nur 1,6 Prozent.



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Die Fed vollzieht einen Jumbo-Zinsschritt

Noch „bombiger“ war die Leitzinssenkung in den USA. Ihr Chef Jerome Powell wollte nicht kleckern, sondern klotzen. So senkte die US-Notenbank den Leitzins am 18. September überraschend deutlich auf einen Schlag um 0,5 Prozentpunkte auf einen Korridor von 4,75 bis 5 Prozent. Dieser „Jumbo-Schritt“ – üblich ist eine schrittweise Senkung um 25 Basispunkte – wurde von mehreren Faktoren beeinflusst. Zum einen schwächt sich der US-Arbeitsmarkt ab. Zum anderen sorgte ein Fehler bei der Erhebung der Arbeitsmarktdaten für zusätzliche Unsicherheit. Diese Faktoren sowie die konjunkturelle Abkühlung in China und Europa veranlassten die Fed zu diesem ungewöhnlich großen Zinsschritt. Die meisten Finanzmarktteilnehmer gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen bis zum Jahresende um weitere 0,5 Prozentpunkte senken wird.


Die Börse jubiliert …

Die Entscheidungen der EZB und der Fed haben direkte Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Sinkende Leitzinsen führen in der Regel zu steigenden Aktienkursen, da der sichere Hafen von Zinsanlagen oder Staatsanleihen immer unattraktiver wird. Dies zeigt sich derzeit sehr deutlich am deutschen Aktienmarkt: Trotz schwacher Konjunktur erreichte der DAX am 26. September 2024 ein neues Rekordhoch von über 19.000 Punkten. Auch Kredite für Unternehmen und Privatpersonen werden durch die Maßnahmen günstiger. Für Sparerinnen und Sparer bedeutet die Leitzinssenkung hingegen niedrigere Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten.



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… obwohl die Wirtschaft schwächelt

Die Börse legt also zu, obwohl es um die deutsche Wirtschaft eher schlecht bestellt ist. Das Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute zeichnet ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft. So senken die Experten des Ifo-Instituts ihre Wachstumsprognose für 2024 von 0,4 Prozent Wachstum auf ein Nullwachstum und rechnen nun mit einer Stagnation der Wirtschaft. Damit würde Deutschland hinter den Erwartungen zurückbleiben. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser beklagt, dass wir eine strukturelle Krise hätten. Es würden zu wenig Investitionen getätigt, vor allem in der Industrie, und die Produktivität stagniere seit Jahren. Außerdem gäbe es eine Konjunkturkrise. Die Auftragslage sei schlecht und die Kaufkraftgewinne würden nicht zu steigendem Konsum, sondern zu mehr Sparen führen, weil die Menschen verunsichert seien. Woher das wohl kommt?




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Unsicherheit auch am Immobilienmarkt

Dich interessieren aber vor allem die Effekte auf den Immobilienmarkt und die Finanzierungskonditionen. Die Leitzinssenkung der EZB hat natürlich Auswirkungen auf die deutsche Immobilienwirtschaft. Einerseits profitieren Bauherren und Käufer:innen von den gesunkenen Bauzinsen. Ein Blick auf das ImmoScout24-Zinsbarometer zeigt dies deutlich: Im Vergleich zum Vormonat sind die Zinsen erneut gesunken. Damit wird der Erwerb von Wohneigentum wieder erschwinglicher. Andererseits besteht die Gefahr, dass die sinkenden Kapitalmarktzinsen die Erwartung einer steigenden Inflation verstärken, was wiederum zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen führen könnte. Sollte die Konjunktur wider Erwarten an Fahrt gewinnen, könnte die EZB die Zinsen schneller als erwartet wieder anheben. Derzeit sieht es jedoch nicht danach aus.

Baufinanzierung: Zugreifen oder abwarten?

Die aktuelle Situation stellt dich natürlich vor die Frage: Jetzt schnell einen Kredit abschließen oder auf noch günstigere Zinsen hoffen? Die meisten Expert:innen raten zu einem differenzierten Vorgehen. Sie empfehlen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und auf Gedeih und Verderb eine Immobilie zu kaufen. Vielmehr sei es wichtig, die individuelle Situation und die eigenen finanziellen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. Fest steht: Wer jetzt einen Kredit aufnimmt, profitiert von günstigen Zinsen und sichert sich Planungssicherheit. Denn noch ist die weitere Zinsentwicklung ungewiss. Auch weil Konjunktur und Inflation wenig Sicherheit versprechen. Michael Neumann vom Immobilienfinanzierer Dr. Klein warnt. Dass die Gefahr einer hartnäckigen Inflation noch nicht gebannt sei. So sei beispielsweise die Kerninflation nach wie vor hoch. Ein Argument für den raschen Kauf sind die Immobilienpreise: Sie dürften langsam aber sicher ihren Boden gefunden haben und könnten in Zukunft wieder steigen.

ImmoScout24-Zinsbarometer

Entwicklung der Bauzinsen grafisch dargestellt mit farbigen Balken. Zahlen sind im folgenden Text zum Zinsbarometer enthalten. Entwicklung der Bauzinsen grafisch dargestellt mit farbigen Balken. Zahlen sind im folgenden Text zum Zinsbarometer enthalten.

Das Ende der Rutschpartie scheint bei den Zinsen noch nicht erreicht. Weil die EZB in der Vergangenheit immer neue „Zinsfantasien“ befeuert hat, sind die Bauzinsen schon lange vor der jüngsten Zinsentscheidung gefallen. Wer jetzt eine Finanzierung plant, könnte von den sinkenden Zinsen profitieren. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um Nägel mit Köpfen zu machen.

Für Darlehen mit einer Laufzeit von fünf Jahren gab es einen deutlichen Rückgang: Der Zinssatz fiel von 3,63 Prozent auf 3,45 Prozent. Das sind satte 0,18 Prozentpunkte weniger. Kurzfristige Kredite werden also immer günstiger.

Auch bei den zehnjährigen Darlehen zeigt sich der Abwärtstrend: Der Zinssatz sank um 0,1 Prozentpunkte von 3,54 Prozent auf 3,44 Prozent. Wer mittelfristig finanzieren möchte, kann sich jetzt über bessere Konditionen freuen.

Bei den 15-jährigen Krediten ging es ebenfalls nach unten. Der Zinssatz fiel leicht von 3,72 Prozent auf 3,63 Prozent – ein Minus von 0,09 Prozentpunkten.

Den größten Sprung nach unten machten die 20-jährigen Darlehen: Hier sank der Zinssatz um 0,21 Prozentpunkte von 3,89 Prozent auf 3,68 Prozent. Das sind hervorragende Nachrichten für alle, die langfristig finanzieren wollen.

 


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Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel

Beleihungsauslauf: Der Beleihungsauslauf einer Immobilie stellt den Prozentsatz dar, der den Umfang des von der Bank gewährten Darlehens im Verhältnis zum Beleihungswert einer Immobilie repräsentiert. Ein hoher Beleihungsauslauf bedeutet ein höheres Risiko für die Bank und führt meist zu schlechteren Zinskonditionen für die Kaufsuchenden.  

Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Ratingagenturen: Dies sind Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten bewerten. Ist die Wahrscheinlichkeit von Kreditrückzahlungen hoch, erhalten die betreffenden Unternehmen/Staaten ein gutes Rating. Das höchste wird als "Triple A", also AAA bezeichnet. Zu den bekanntesten Ratingagenturen gehören "Standard & Poor's", "Moody's" und "Fitch".

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln. 

Volatilität: Wenn etwas als volatil bezeichnet wird, bedeutet dies, dass es einer hohen Unsicherheit, Instabilität oder Schwankung unterliegt. In Bezug auf Finanzmärkte kann Volatilität auf schnelle und große Preisschwankungen von Aktien, Währungen, Rohstoffen oder auch Zinsen hinweisen.

 

*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellte:r, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  

Die hier enthaltenen Informationen sind unverbindliche Auskünfte (Irrtum vorbehalten).





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