Welche Faktoren beeinflussen die Leitzinsentwicklung?

Schon seit einigen Jahren kennt die EZB-Leitzinsentwicklung praktisch nur eine Richtung: nach unten. Doch welche Faktoren beeinflussen das Auf und Ab der Zinssätze, die von den Notenbanken als Wegweiser für die Märkte festgelegt werden?

Seit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise im Herbst 2008 ist die Leitzinsentwicklung von kontinuierlichen Zinssenkungen geprägt. Abgesehen von zwei minimalen Zinserhöhungen im Jahr 2011 hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Lauf der vergangenen sechs Jahre ihre Leitzinsen in mehreren Schritten von 4,25 Prozent im Juli 2008 auf nur noch 0,05 Prozent im September 2014 gesenkt. Im März 2016 wurde der Leitzins schließlich auf den historischen Tiefstand von 0,00 Prozent gesenkt.

In regelmäßigen Sitzungen tritt der EZB-Rat zusammen, dem neben den Mitgliedern des Direktoriums der Europäischen Zentralbank auch die Präsidenten der nationalen Zentralbanken in den Euro-Ländern angehören. Dort wird dann entschieden, ob der Leitzins erhöht, herabgesetzt oder unverändert gelassen wird.

Doch auch wenn der EZB-Rat über die Leitzinsentwicklung in eigener Verantwortung entscheidet, wird die Festlegung der Leitzinsen von externen Faktoren mit beeinflusst.

Leitzinsentwicklung hängt mit von der Inflation ab

Eine maßgebliche Einflussgröße ist die Höhe der aktuellen Inflationsrate. Weil niedrige Marktzinsen kreditfinanzierte Anschaffungen und Investitionen verbilligen, begünstigt eine Leitzinssenkung die Beschleunigung der Teuerungsrate. Daher prüfen die Ratsmitglieder, ob die Inflation im Euro-Raum innerhalb des grünen Bereichs liegt. So lange die jährliche Teuerung weniger als zwei Prozent beträgt, sieht die EZB in aller Regel keinen negativen Einfluss aufgrund niedriger Leitzinsen.

Anders wäre es, wenn die Preise sprunghaft ansteigen würden und die Inflationsrate zum Beispiel auf vier Prozent hochschnellen würde. In diesem Fall würde die Zentralbank mit einer Leitzinserhöhung dafür sorgen, dass sich Kredite verteuern und damit fremdfinanzierte Konsum- und Investitionsaktivitäten zurückgefahren werden. Die Folge: Wenn die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern sinkt, verlangsamen sich die Preissteigerungen und die Inflation wird gedämpft.

EZB will ungünstige Wechselkursentwicklungen vermeiden

Darüber hinaus haben die Verantwortlichen bei den Entscheidungen der EZB über die Leitzinsentwicklung die Zinssituation in den wichtigsten Industrieländern im Blick. Denn: Allzu große Unterschiede bei den Zinsen in den einzelnen Währungsräumen würden dazu führen, dass Investoren dorthin abwandern, wo das Zinsniveau höher ist und mit Kapitalanlagen mehr Rendite erzielt werden kann. Solche Wanderungswellen würden auch die Entwicklung der Devisenkurse stark beeinflussen. Dies wiederum wäre gerade für die europäische Wirtschaft, die in hohem Maße auf Im- und Exporte und damit auf möglichst schwankungsarme Wechselkurse angewiesen ist, nicht allzu förderlich.

Nicht zuletzt deshalb ist zu beobachten, dass in den vergangenen zehn Jahren die Leitzinsentwicklung in der Euro-Zone fast im Gleichklang mit den US-amerikanischen Leitzinsen stattgefunden hat. 

EZB-Leitzinsentwicklung als politisches Instrument

Neben den finanzwirtschaftlichen Aspekten spielen natürlich auch politische Erwägungen eine große Rolle bei den Entscheidungen über die zukünftige Leitzinsentwicklung der EZB. So ist für die Rekord-Niedrigzinsen in der Euro-Zone auch die Staatsschuldenkrise in einigen Ländern Südeuropas mit verantwortlich. Mit Hilfe niedriger Zinsen will die Europäische Zentralbank den betroffenen Staaten dabei helfen, die Zinskosten für ihre Schulden in Grenzen zu halten und nicht von hohen Kreditzinsen in die Staatspleite getrieben zu werden.

Expertenrat

Die Leitzinsentwicklung ist eine spannende Angelegenheit – nicht zuletzt auch für Bauherren, deren Kosten für die Baufinanzierung von den EZB-Zinsen mit beeinflusst werden. Aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren gleicht jedoch der Versuch einer Zinsvorhersage dem berühmten Blick in die Kristallkugel. Daher sollten Sie bei der Baufinanzierung nicht auf die künftige Zinsentwicklung spekulieren, sondern mit einer angemessenen Zinsbindungsfrist für die langfristig sichere Kalkulierbarkeit Ihrer Finanzierung sorgen.

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