Der Kapellenberg ist der älteste Stadtteil von Chemnitz. Das betrifft allerdings weniger seine Bausubstanz als vielmehr die dort wohnende Bevölkerung: Jeder zweite Einwohner ist über 60 Jahre alt.
Damit erreicht der Kapellenberg den höchsten Seniorenanteil der Stadt. Unweit des Zentrums haben es sich die älteren Bewohner Chemnitz, in ihrer drei oder vier Räume zählenden Plattenbauwohnung, gemütlich gemacht. Alle Discounter liegen in greifbarer Nähe, Banken haben ihre Filialen eingerichtet und auch genügend Ärzte gibt es im Stadtteil.
Plattenbau folgt Bürgertum
Dabei war der Kapellenberg unter seinem früheren Namen Stollberger Viertel einst das Domizil der Reichen und Schönen. Am und im großen Park über dem Chemnitzfluss kamen berühmte Architekten der Moderne zum Zuge: Henry van de Velde zum Beispiel errichtete an der Parkstraße für den Industriellen Herbert Esche eine mondäne Stadtvilla, in der Nähe des Goethe-Platzes entwarf er einen Tennisclub.
Doch so viel bürgerlicher Glanz war den sozialistischen Stadtplanern suspekt: Der Tennis-Club wurde einfach platt gemacht. Die Villenbauten durften zwar überleben, bekamen um 1960 aber über 200 Plattenbauten an ihre Seite gestellt. Dieses Bild bietet sich bis heute: Dort großzügige Villa, nebenan ein Fünfgeschosser.
Balkone mit buntem Anstrich in ausreichender Infrastruktur
Die meisten der fast 50 Jahre alten Gebäude sind inzwischen renoviert, erhielten einen bunten Anstrich und Balkone in auffallenden Farben, sie sind zumeist genossenschaftlich verwaltet und damit vergleichsweise günstig - und so gibt es für ihre Bewohner eben bis heute auch keinen Grund, hier auszuziehen. Man ist halt zusammen alt geworden und wohnt vergleichsweise günstig.
In der unmittelbaren Umgebung gibt es drei Kindergärten die sich um die kleinen Bewohner des Stadtteils kümmern. Eine Grundschule befindet sich in Kapellenberg, weiterführende Schulen müssen in den benachbarten Stadtteilen besucht werden.
Auf der durch den Stadtteil führenden Stollberger Straße fährt die Straßenbahnlinie 4, mit der man innerhalb weniger Minuten das Stadtzentrum erreicht. An der Neefetstraße befindet sich der Bahnhof Mitte, von dem aus eine direkte Verbindung nach Dresden und Zwickau besteht.
Wenn man sich nicht eine der Villen inmitten des Stadtparks leisten kann, braucht man für das Wohnen auf dem Kapellenberg vor allem eines: Respekt vor dem Alter. Ansonsten kann der Stadtteil mit guter Umgebung und Infrastruktur punkten. Es gibt eine Gesamt- und Mittelschule, eine Straßenbahn, einen Bahnhof und grüne Umgebung.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.