Inflationsrate im Keller


Seitwärtsbewegungen bei den Bauzinsen – Zinskommentar Oktober 2020


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Das Wichtigste in Kürze:

  • Im August sank die Inflationsrate in der Eurozone auf -0,2 Prozent.
  • EZB und Fed halten die Füße still und belassen es bei ihrer Nullzinspolitik.
  • Bauzinsen bewegen sich seitwärts, mit zahmen Anpassungen nach unten.

Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels



Heute kann sich Ihr Traum vom Eigenheim erfüllen.





Das Kurzarbeitergeld ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es die schärfste Waffe, die Arbeitsminister Hubertus Heil zur Verfügung hat. In Deutschland hat dieses Instrument dafür gesorgt, dass sich Betriebe nicht von bewährten Arbeitnehmenden trennen müssen, um sie dann nach der Krise wieder mühsam einstellen zu müssen.


Marathon im Krisenmodus


Die Schattenseite: Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass das Kurzarbeitergeld Unternehmen zu Mitnahmeeffekten motiviert: dass sie hierzulande ihre Betriebe runterfahren, die staatlichen Hilfen anzapfen und im Ausland ihre Betriebe stärker auslasten. Fest steht: Das Kurzarbeitergeld wird nun verlängert: von 12 auf 24 Monate. Und auch die Aufstockung von 60 bzw. bei Eltern mit Kindern 67 Prozent des Nettolohnes auf bis zu 80 bzw. 87 Prozent ab dem siebten Monat geht in die Verlängerung.

Da ist er wieder – der berühmte Marathon der Coronapandemie. Deutschland presst kräftig Geld in den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft – und erkauft sich damit wichtige Zeit.



Inflationsrate sinkt im August in den negativen Bereich


Zeit erkaufte hat sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf der ersten Zinssitzung nach der Sommerpause. Seit Jahren versucht die EZB die Inflationsrate im Euroraum knapp unterhalb der Zwei-Prozent-Marke zu halten. Das ist ihr schon vor der Coronakrise nicht geglückt. Jetzt allerdings kam es sogar zu einer kurzzeitigen negativen Inflationsrate: Im August sank sie auf -0,2 Prozent. Expertinnen und Experten bewerten das nicht als Schockzustand, wohl aber wird dadurch deutlich, dass gefallene Preise – insbesondere im Energiebereich – die Begleiter dieser besonderen Krisensituation sind. Kurzfristig entlasten sie die Verbrauchenden, so wie es auch die Mehrwertsteuersenkung tun sollte. Dauerhaft würden Preissenkungen der Wirtschaft schaden.


In Deutschland wird gebaut, als gäbe es keine Krise

Die Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) geben einen Einblick in die wirtschaftlichen Veränderungen, die durch die Coronakrise ausgelöst wurden. Während viele Sektoren in Deutschland gelitten haben, ist die Krise am deutschen Baugewerbe im europäischen Vergleich fast spurlos vorbei gegangen. Klar, eine Delle gab es schon: als der Lockdown relativ plötzlich über die deutsche Wirtschaft hereinbrach und für eine kurze Zeit auf Baustellen fast gar nichts mehr lief. Insgesamt fiel der Eurostat-Index in dieser Branche aber in Deutschland nur leicht – ungefähr auf den Wert von November 2019. Viel dramatischer bergab ging es in europäischen Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien und Luxemburg. Die Rückkehr zur "neuen Normalität" sorgte aber auch dort im Mai und Juni 2020 für eine relativ zügige Erholung im Branchenindex. 


EZB: Wir warten erst mal ab


Die EZB verschafft sich deshalb auf ihrer Zinssitzung Zeit – indem sie erst einmal nichts tut. Die Wirtschaft in der Eurozone sei weniger stark abgestürzt als vorausgesagt: Statt -13 Prozent sind es "nur" -11,8 Prozent. Für das kommende Jahr rechnet die Notenbank sogar wieder mit einem Plus von 5,0 Prozent. Die Politik der ruhigen Hand soll dabei helfen, zu beobachten, zu analysieren, Strategien zu entwickeln. Die aktuellen Hilfsprogramme laufen natürlich weiter. Der Leitzins macht es sich weiter auf dem Nullniveau gemütlich – da verharrt er seit Frühjahr 2016, also seit mittlerweile 4 1/2 Jahren.


Auch die Fed bleibt bei einer Nullnummer


Und wie sieht es bei der Fed aus? Am 16. September zeigte sich ihr Chef Jerome Powell ebenso überzeugt von der Nullzinspolitik wie seine europäischen Kolleginnen und Kollegen. Die Märkte dürfen langfristig bei den Leitzinsen mit einer Null vor dem Komma rechnen, womöglich bis Ende 2023. "Im Grunde sagen wir, dass die Zinsen hochgradig konjunkturstützend bleiben werden, bis die Erholung der Wirtschaft weit vorangekommen ist", erläutert Powell seine Geldpolitik. Ähnlich wie bei der EZB waren die Prognosen über Wirtschaftskrise und Arbeitslosenzahlen wohl doch zu düster.  

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ImmoScout24-Zinsbarometer


Die Entwicklung der Bauzinsen im September

Im Zinskommentar des vergangenen Monats staunten wir nicht schlecht über die massiv gestiegenen Bauzinsen. Ein Ausrutscher? Nein, eher nicht, denn die Zinsen sind kaum gesunken. Allerdings stiegen die Zinsen auch nicht weiter. Sie machten Seitwärtsbewegungen mit geringen Zinsanpassungen nach unten.

Die Kredite für unseren Modellfall mit fünfjähriger Laufzeit entwickelten sich um 0,02 Prozentpunkte abwärts: Aktuell liegen sie bei 0,82 Prozent. Die Kurse der Baukredite mit zehnjähriger Zinsbindung bewegten sich gar nicht: Sie blieben sozusagen festgenagelt bei 0,85 Prozent.

Sehr leichte Kurskorrekturen nach unten gab es bei den langfristig festgeschriebenen Krediten mit 15- oder gar 20-jähriger Laufzeit. Baufinanzierungen mit 15-jähriger Zinsbindungsfrist fielen um 0,02 Prozentpunkte auf einen Wert von 1,08 Prozent. Die 20-jährigen Darlehen fielen um 0,01 Prozentpunkte auf 1,29 Prozent.


Hütet euch vor dem Tilgungsparadoxon


Für Bauwillige und Kaufinteressierte werden die Konditionen wohl noch eine ganze Zeit hervorragend bleiben. Auch unser Zinsbarometer zeigt diesen Monat keine Steigerungen der Zinsen. Begrenzt wird die Freude am Eigentum eher von den galoppierenden Preisen. Hohe Preise, geringe Zinskosten: Das verführt dazu, eine überschaubare monatliche Rate zu vereinbaren. Doch hütet euch vor dem Tilgungsparadoxon!

Darum geht's: Wer geringe Zinsen zahlt, glaubt, dass er auch schneller schuldenfrei ist als zu Zeiten mit höheren Zinsen. Genau das Gegenteil ist der Fall: Bei gleicher anfänglicher Tilgung dauert die Rückzahlung bei niedrigen Zinsen viel länger als bei hohen Zinsen. Freilich ist auch die monatliche Rate geringer. Günstige Zinsen sollten also unbedingt für eine höhere anfängliche Tilgung (am besten zwei, drei oder mehr Prozent) genutzt werden – und die Rate darf dann lieber höher ausfallen. Nur so lässt sich die Immobilie schnell abzahlen – und es lassen sich obendrein Zinsen sparen.


Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Ratingagenturen: Dies sind Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten bewerten. Ist die Wahrscheinlichkeit von Kreditrückzahlungen hoch, erhalten die betreffenden Unternehmen/Staaten ein gutes Rating. Das höchste wird als "Triple A", also AAA bezeichnet. Zu den bekanntesten Ratingagenturen gehören "Standard & Poor's", "Moody's" und "Fitch".

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln. 


*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellte/r, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  

Die hier enthaltenen Informationen sind unverbindliche Auskünfte (Irrtum vorbehalten).

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