Gibt es eine bessere Abgrenzung eines Stadtteils als eine Autobahn? Wie ein Strich markiert die A72 die Grenze zwischen den Stadtteilen Schönau und Siegmar und trennt damit, was einst zusammengehörte.
Bis 1950 bildeten Schönau und Siegmar mit ein paar weiteren eingemeindeten Stadtteilen die selbständige Stadt Schönau-Siegmar. Inzwischen hat Chemnitz alles übernommen. Dies hat den Vorteil, dass Schönau ans öffentliche Verkehrsnetz überaus gut angebunden ist, denn die Autobahn liegt direkt an der Stadtgrenze. Immerhin verfügt Schönau aber mit der Neefe- und Zwickauer Straße über zwei der Hauptfluchtwege aus der Stadt heraus. Darüber hinaus gibt es eine Straßenbahnverbindung in den Ortskern hinein und mit dem Bahnhof Siegmar auch einen DB-Haltepunkt in relativer Nähe. Von den Bussen der CVAG ganz zu schweigen.
Maschinen und Bier
Solch eine gute Anbindung war schon immer auch attraktiv für Unternehmen - und ist es bis heute. Auch wenn aus den Wanderer-Werken inzwischen die Chemnitz-Arena geworden ist und damit aus dem Industrie- ein Eventtempel mit Messen, Konzerten und Sportveranstaltungen, hat Schönau eine Vielzahl hochwertiger Arbeitsplätze mit der Siemensniederlassung vor allem für Elektrotechniker und Maschinenbauer zu bieten. Und ein Bier wird auch gebraut in Schönau - das Braustolz.
Zwar hält dies die Arbeitslosenquote gering, als Wohnort macht es Schönau jedoch nur teilweise attraktiver - immerhin aber doch so sehr, dass der Stadtteil im Gegensatz zur Gesamtstadt in den vergangenen zehn Jahren seine Einwohnerzahl sogar ganz leicht steigern konnte.
Warten auf die Wiedererweckung
Wesentlich stärker wuchs Schönau aber ab 1918 - aus den 30 folgenden Jahren stammen auch über 50 Prozent der Schönauer Wohngebäude. Nicht alle befinden sich heute in wohntauglichem Zustand: Insbesondere an der Zwickauer Straße wartet so manches einst hübsche kleine Häuschen auf die Wiedererweckung. Auf den Hängen und Wiesen jenseits der großen Straßen lässt sich aber durchaus noch ein gemütliches Plätzchen finden: Richtung Kapellenberg gibt es eine Reihe attraktiver Beinahe-Villen, Uni-Professoren und ähnliche Kaliber zählen hier zur Nachbarschaft. Und in den vergangenen Jahren entstanden 160 neue Ein- und auch Mehrfamilienhäuser: 16 Prozent der Schönauer Wohngebäude.
Dabei mag eine Rolle spielen, dass die Versorgung in Schönau sicher gestellt ist: Es gibt kleine Lädchen, unabhängige Tankstellen, eine Sparkasse, den einen oder anderen Discounter, eine Grund- und Mittelschule und auch eine eigene Kirche, die zeigt, dass Schönau früher mal ein hübsches kleines Dörfchen gewesen sein muss.
Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht nach Schönau zu ziehen: Man hat es etwa gleich weit in Richtung Zentrum wie ins Grüne, man findet ein ruhiges Plätzchen und mit der richtigen Ausbildung auch einen Arbeitsplatz im eigenen Gewerbegebiet.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.