Reichenhain - schon der Name ist Musik in den Ohren, lässt er sich doch als "der Reichen Hain" denken und damit unmissverständlich verdeutlichen, dass man es irgendwie geschafft hat. Zeitweise war Reichenhain der am stärksten wachsende Stadtteil von Chemnitz.
So stieg die Bevölkerungszahl in den 15 Jahren nach 1991 von 1.100 auf knapp unter 3.000 Einwohner. Zu verdanken hat Reichenhain dies dem Umstand, dass hier zu DDR-Zeiten nichts durch Großwohnsiedlungen verbaut wurde - so war nach der politischen Wende ausreichend Platz für ein halbes Dutzend Neubaugebiete.
Vergnügen vor dem Ortsausgangsschild
Eine Ansiedlung hier lohnt: Mindestens gefühlt, wenn nicht sogar in Wahrheit bietet Reichenhain die Reihenhaussiedlungen, die dem Zentrum am nächsten liegen. Nur Bernsdorf stellt sich quer in den Weg Richtung City. Da aber liegt die Uni mit ihren Kultur-, Freizeit- und Bildungsangeboten, was ja auch wichtig werden könnte. Und ein Freibad gibt es in Bernsdorf auch, das fast schon in Reichenhain liegt. Ähnliches gilt für das Sportforum, dessen Stadion zur Fußballarena umgebaut werden soll.
Kultur- und Tourismuseinrichtungen hat man in Reichenhain also direkt vor dem Ortsausgangsschild - genauso wie unzählige Besucherströme. Aber eben nur davor, denn die eigene Ruhe stört das nur wenig. Zwei Kindergärten und eine Grundschule hingegen liegen im Stadtteil, auch die Kirche wurde im Dorf gelassen. Weiterführende Schulen müssen in Bernsdorf besucht werden.
Strahlenphobiker finden was zu mäkeln
Höher als die Kirche ragt allerdings der 60 Meter hohe Funkturm für Mobiltelefon und Fernsehen in Chemnitz auf dem Reichenhainer Schenkenberg in den Himmel. Das könnte auch einer der wenigen Makel sein, die Reichenhain parat hält. Der Südring hingegen, der den Stadtteil teilweise durchschneidet, teilweise begrenzt, ist hinter Lärmschutzwänden gut versteckt. Dafür bietet er direkten Anschluss an die A72 Richtung Bayern und an sämtliche Bundesstraßen, die von Chemnitz übers Erzgebirge nach Tschechien führen. Auch Buslinien existieren in Reichenhain und die Straßenbahnendhaltestelle Bernsdorf kann zumindest für einen Teil der Reichenhainer als echte Alternative gelten.
Wem soviel gutes widerfährt, dem ist um sein täglich Brot nicht bange. Die wenigsten Reichenhainer sind heute noch Bauern wie bis ins 19. Jahrhundert hinein. Orchideenfelder und Nussbaumplantagen sind heute höchstens noch Namensgeber für Reihenhausgebiete. Aber immerhin gibt es noch einige hunderte Jahre alte Bäume, die Esskastanien liefern. Aber gearbeitet wird in Reichenhain ohnehin kaum, die hier Ansässigen zieht es in die Dienstleistungs-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen oder in die Industriebetriebe der Stadt.
Aufgrund des steten Dranges der Chemnitzer nach Reichenhain, ist ein Umzug hierher verglichen mit dem städtischen Durchschnitt kein ganz billiges Vergnügen. Dafür gibt es viel Grün und nette Nachbarn.
Volker Tzschucke
Dieser Insider-Tipp spiegelt nur die Meinung des Autors wider.