Vorbehalte gegenüber Smart Home

Das denken die Deutschen

Smart Home interessiert fast jeden. aber es gibt so manche Vorurteile gegenüber der neuen Technik.

Eine im August 2015 veröffentlichte Studie von ImmobilienScout24 und der Innofact AG bringt es an den Tag: Zwei Drittel der Deutschen haben schon darüber nachgedacht, aus ihrem Haus ein Smart Home zu machen. Aber nur neun Prozent haben diesen Plan wirklich umgesetzt und dabei vor allem Lichtsysteme, Unterhaltungselektronik und Heizkörperthermostate intelligent vernetzt. Dass die Lücke zwischen Wunsch und Realität so groß ist, liegt auch an den vielen Vorbehalten, die noch gegenüber Smart Home bestehen. Was stimmt an ihnen, was nicht? Wir haben es geprüft.

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Vorbehalt Nr. 1: Smart Home ist zu teuer

Diese Bedenken äußern 56 Prozent der Befragten. Das ist verständlich, denn wer sein Haus komplett vernetzt mit Alarmanlage, Heizungssteuerung, Beleuchtung, Türkommunikation, Home Entertainment und intelligenten Haushaltsgeräten kann tatsächlich mehrere Zehntausend Euro für die Installation und die Smart-Home-Anlagen zahlen – vor allem mit einem kabelbasierten System wie KNX. Besonders aufwendig ist natürlich der nachträgliche Einbau in einen Altbau.

Aber so teuer muss es nicht sein. Schon einzelne „smarte Pakete“ steigern den Komfort. Außerdem lässt sich bei einem Neubau die Verlegung von Steuerleitungen gleich von vornherein berücksichtigen, was Kosten spart. Noch günstiger ist die Nutzung von Systemen, die auf der Funktechnik beruhen. Dafür gibt es schon Einsteigermodelle ab 300 Euro.

Vorbehalt Nr. 2: Ich erkenne für mich keinen Vorteil

„Smart Home nützt mir nichts“, das denken 40 Prozent der Befragten. Dann sollten sie vielleicht mal ein cleveres Haus besuchen. Hier ist jeder Raum perfekt temperiert, belüftet und passend zur Tageszeit beleuchtet. Die Jalousien schließen sich selbstständig, wenn die Sonne zu stark scheint oder die Bewohner das Haus verlassen. Wenn sie zurückkommen, öffnet sich das Garagentor und danach die Tür zum Hauswirtschaftsraum – ohne dass Sie die schweren Tüten abstellen müssen. Und dass der Garten bewässert wird, bevor die Blumen ihre Köpfe hängen lassen, ist auch ein großer Vorteil.

Aber Smart Home ist nicht nur komfortabel, es spart auch Energie: Denn die Geräte laufen nur, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Oder sie schalten sich dann an, wenn günstiger Sonnenstrom zur Verfügung steht.

Vorbehalt Nr. 3: Der Datenschutz ist nicht ausgereift

37 Prozent der Befragten fürchten um die Sicherheit ihrer Daten. Tatsächlich erfolgt im smarten Heim der Zugriff auf Funktionen zum Teil über das Internet. Das ermöglicht Hackern, in das Netzwerk einzudringen und gespeicherte Daten zu stehlen, etwa die Ein- und Ausschaltzeiten für das Licht. Daraus könnten sie herauslesen, wann die Bewohner nicht im Haus sind. Zudem könnten Trojaner die im Netzwerk angeschlossenen Geräte infizieren und damit Einbrechern die Türen öffnen.

Doch dagegen können Sie sich schützen. Zum Beispiel indem Sie nachweislich sichere Systeme auswählen. Denn es gibt deutliche Unterschiede in der Absicherung vor Hackerangriffen. Das hat ein Test des Prüflabors AV-Test gezeigt. Danach sind drei von sieben getesteten Smart-Home-Kits sicher: „Gigaset Elements“, „RWE Smart Home“ und „Qivicon“ von der Telekom.

Als Mindestvoraussetzung für eine hohe Sicherheit gilt: Die Kommunikation der einzelnen Geräte muss verschlüsselt sein. Genauso wie die Steuerung des Systems oder das Firmware-Update über das Web. Zudem ist die Zugangskontrolle über ein Passwort mit verschlüsselter Übertragung Pflicht.

Vorbehalt Nr. 4: Man macht sich abhängig von der Technik

Abhängigkeit – das fürchten 31 Prozent der Befragten. Selbst wenn das halbe Haus automatisch gesteuert werden kann, verlieren die Bewohner nicht die Kontrolle über Jalousien oder Heizung. Die Programmierungen können sie  verändern oder löschen, und die einzelnen Geräte lassen sich nach wie vor direkt und per Hand bedienen. Auch von einem bestimmten Hersteller und seinem System muss man sich nicht abhängig machen. Es gibt offene Systeme, die herstellerunabhängig funktionieren: zum Beispiel KNX als Lösung mit fest installiertem Kommunikationsbus oder Qivicon als Funklösung, die mit unterschiedlichen Herstellern zusammenarbeitet.

Vorbehalt Nr. 5: Die Smart-Home-Technik ist zu kompliziert

15 Prozent der Befragten meinen, sie müssten erst zum spezialisierten Elektriker werden, um ihr Haus intelligent vernetzen zu können. Doch keine Sorge, die Anbieter helfen auch den Techniklaien. Ihre funkbasierten Einsteigerpakete lassen sich leicht installieren, die wichtigsten Einstellungen sind schon festgelegt, können aber auf Wunsch geändert werden. Damit ist ein Einstieg mit den gängigsten Anwendungen ohne fremde Hilfe und zum Beispiel auch für Mieter möglich. Komplizierter wird es, wenn das Haus komplett vernetzt und die Heimautomation über ein Kabelsystem verwirklicht wird. Dafür müssen Profis zum Einsatz kommen. Soll ein Neubau von Anfang an ein Smart Home werden, sollten Sie auch Ihren Architekten und einen Systemintegrator mit einbeziehen.

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