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Städtetest: Ostdeutsche Zentren entwickeln sich positiv

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung bestehen noch große Unterschiede zwischen den Großstädten in Ost und West. Jedoch haben einige ostdeutsche Zentren im jährlichen Städtetest von WirtschaftsWoche und ImmoScout24 gute Positionen erreicht und zeigen eine erfreuliche Entwicklung. Potsdam belegt als beste Stadt der neuen Bundesländer Rang 19 im Niveauranking, Jena erreicht Platz 28. Damit liegen sie vor Dresden mit Platz 32 und Berlin auf Platz 38, aber auch vor den westdeutschen Großstädten Hannover, Leverkusen, Aachen, Bremen, Kaiserslautern, Essen und Dortmund. Die ostdeutschen Städte zeigen insbesondere als Ausbildungs- und Forschungsstandorte eine hohe Dynamik.

Städteranking 2020 von WirtschaftsWoche und ImmoScout24
30 Jahre nach der Wiedervereinigung zeigen ostdeutsche Städte eine positive Standortentwicklung

„Im Jubiläumsjahr der Wiedervereinigung zeigen einige ostdeutsche Großstädte eine erfreuliche Entwicklung. Vor allem Potsdam, Jena und Dresden haben eine gute Standortqualität erreicht. Leipzig, Rostock, Halle an der Saale und Chemnitz zeigen eine erfreuliche Dynamik“, kommentiert Ralf Weitz, Geschäftsführer von ImmoScout24 die Ergebnisse der jährlichen Städtetests in Kooperation mit der WirtschaftsWoche und dem Institut der deutschen Wirtschaft. „Immobilien zur Miete und als Eigentum sind in den ostdeutschen Städten noch vergleichsweise günstig zu finden.“

Im erstmals erhobenen Nachhaltigkeitsranking sichern sich Potsdam und Jena aus dem Stand Rang 8 und Rang 11. Dresden landet nach den analysierten Kriterien der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit auf Platz 22 vor westdeutschen Städten wie Düsseldorf (24), Augsburg (26) und Frankfurt am Main (27). Auch Chemnitz liegt mit Platz 31 noch vor Köln (37) und Hannover (42).

Im Dynamikvergleich erreicht Leipzig einen starken achten Platz. Rostock ist um 10 Plätze aufgestiegen und erreicht Platz 34. Einen großen Sprung in der Dynamikwertung machte auch Halle an der Saale um 12 Plätze auf Rang 42. Chemnitz verbesserte sich um 11 Plätze auf Rang 48. Erfurt machte in der Dynamik immerhin zwei Plätze gut und liegt auf Rang 45.

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Ostdeutsche Städte punkten vor allem in der Ansiedlung von Forschungsinstituten im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Jena und Potsdam erreichen in diesem Teilindikator des Niveaurankings Rang 1 und 3. Als Positivbeispiel ostdeutscher Großstädte sticht auch Halle an der Saale mit der Bündelung von Forschungskompetenz hervor, die für weiteres nachhaltiges Wachstum sorgen könnte. Bei der Anzahl der Forschungsinstitute je eine Million Einwohner erreicht Halle Platz 11 aller deutschen Großstädte. Zu den 13 Einrichtungen der Stadt zählt das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik (CSP). Es ist Teil des zweitgrößten Technologieparks im Osten Deutschlands, in dem schwerpunktmäßig Einrichtungen und Unternehmen aus der Solar- und Nanobranche sowie die naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Halle-Wittenberg angesiedelt sind.

Der Fokus auf nachhaltige Technologien spiegelt sich auch im Arbeitsmarkt wider. Bei den Beschäftigten in Nachhaltigkeitsberufen erreicht Halle Platz 28 (3,3 Beschäftigte je 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) und liegt damit in diesem Indikator vor München (Platz 55) und Frankfurt am Main (Platz 64). Potsdam sichert sich in diesem Indikator den Spitzenplatz mit 10,1 Beschäftigten je 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dresden und Chemnitz rangieren auf Platz 15 und 16. Bei der Breitbandversorgung liegt Halle auf Platz 11 aller deutschen Großstädte. 37 Prozent der städtischen Haushalte in Halle haben bereits Zugriff auf eine Glasfaserverbindung. Damit erzielt die Stadt einen höheren Versorgungsgrad als Ingolstadt, der Zweitplatzierte des Nachhaltigkeitsindex. Auch Chemnitz und Potsdam glänzen mit den Plätzen 4 und 15 im Breitbandausbau.

Auch Arbeitsmarktprojekte tragen im Osten Früchte
Halle an der Saale sticht auch mit Arbeitsmarktprojekten hervor, die durch das Land Sachsen-Anhalt und den Europäischen Sozialfond gefördert werden. So erreicht die Stadt ihre beste Teilplatzierung im Bereich „Arbeitsmarkt“ innerhalb des Dynamikrankings mit Platz 23 und lässt dabei sogar Hamburg und Köln hinter sich. Die Arbeitslosenquote älterer Arbeitnehmer:innen ist in Halle zwischen 2014 und 2019 um 5,1 Prozentpunkte gesunken (Rang 3 aller deutschen Großstädte). Gleichzeitig stieg ihre Beschäftigungsquote um fast 10 Prozent auf knapp 60 Prozent (Rang 14) und liegt damit fast auf dem Niveau von München.

Osten zur Ausbildung attraktiv - Abwanderung der Mittzwanziger trübt die gute Bilanz
Als Ausbildungsplatz sind viele ostdeutsche Großstädte attraktiv und verzeichnen in der Gruppe der 18 bis unter 25-Jährigen eine erfreuliche Zuwanderung. Leipzig liegt in diesem Indikator auf Platz 4, Jena auf Platz 6, Rostock auf Platz 14, Dresden auf Platz 17, Potsdam auf Platz 21 und Halle auf Platz 26 aller deutschen Großstädte. Mit Ausnahme von Potsdam und Leipzig verzeichnen sie jedoch starke Abwanderungen in der Gruppe der 25 bis unter 30-Jährigen. Sie schaffen es also noch nicht in ausreichendem Maße, junge Fachkräfte zu halten.

Immobilienpreise in Ost und West 
Die ostdeutschen Städte eint ein vergleichsweiser moderater Mietpreis von 5,41 Euro im Durchschnitt pro Quadratmeter in Chemnitz bis zu 7,51 Euro in Leipzig und 8,07 Euro pro Quadratmeter in Dresden. Selbst Potsdam liegt mit 9,97 Euro pro Quadratmeter noch knapp unter der Schwelle von 10 Euro. Sowohl in Rostock, Halle und Schwerin, aber auch in Dresden, Potsdam und Leipzig zogen die Mieten in den letzten fünf Jahren um 13 bis 25 Prozent an. Die Kaufpreise für eine Eigentumswohnung liegen in Halle im Mittel noch bei 1.741 Euro pro Quadratmeter, während sie in Leipzig bei 2.223 Euro, in Erfurt bei 2.300 Euro, in Dresden bei 2.430 Euro, in Jena bei 2.664 Euro, in Rostock bei 2.783 Euro und in Potsdam bei stolzen 3.458 Euro pro Quadratmeter rangieren.

Über das Städteranking
Im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmobilienScout24 hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln den umfangreichen Leistungscheck durchgeführt. Unter die Lupe genommen wurden die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein. Leider haben einige statistischen Landesämter ihre Zulieferungen zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschoben. Daher wurden für die Indikatoren BIP je Einwohner, Produktivität und Arbeitskosten jeweils die aktuell verfügbaren Werte verwendet. Das Ranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Das Niveauranking bildet die Wirtschaftskraft der Städte ab. Es vergleicht Ist-Werte ausgewählter Kennziffern wie etwa die aktuelle Zahl der Baugenehmigungen. Das Dynamikranking analysiert die Veränderungsraten ausgewählter Indikatoren und zeigt, welche Städte sich in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt haben. So lässt sich zeigen, welche Stadt sich unabhängig von ihrer ökonomischen Ausgangslage erfreulich entwickelt. Erstmalig wurde das Nachhaltigkeitsranking erhoben, welches sich an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung anlehnt. Analysiert werden dabei die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Stadt. Da die positive Entwicklung eines Standortes nicht ohne Effekte auf die Immobilienpreise bleibt, ergänzt eine umfassende Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmobilienScout24 das Städteranking. Die ausführlichen Ergebnisse stehen unter www.wiwo.de/staedteranking zur Verfügung.
 

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2020-12-03
ImmoScout24

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