Umzugsschäden an Möbeln und im Treppenhaus, und keiner will die Kosten tragen? Die neuen Nachbarn sind verärgert? Mediation hilft – und spart Zeit und Geld.


Das Traumobjekt ist gefunden, der Kauf- oder Mietvertrag in trockenen Tüchern, das Umzugsunternehmen beauftragt. Sie möchten jetzt eigentlich nur noch eines: Ihr neues Zuhause genießen. Doch der Start in der neuen Immobilie gestaltet sich nicht so problemlos, wie Sie es sich vorgestellt haben.

  • Sie stellen einige Tage nach dem Umzug noch fest, dass Möbelstücke beschädigt worden sind. Die Frist für die Meldung der Schäden ist aber schon verstrichen.
  • Für angeblich neue Schäden im Treppenhaus werden Sie bzw. das Umzugsunternehmen verantwortlich gemacht.
  • Die neuen Nachbarn nehmen Anstoß an Ihrem Kinderwagen, der jetzt im Hausflur steht, und anderen vermeintlichen Kleinigkeiten.
  • Umzugsschäden an Erbstücken werden anscheinend nur in ihrem Zeitwert ersetzt, Sie wollen das Möbelstück aber fachmännisch reparieren lassen.

In diesen Situationen können Konflikte entstehen, deren Lösung die Beteiligten gern schnell an Anwälte übergeben. Doch das bedeutet oft langwierige und teure Gerichtsverfahren. Und es besteht das Risiko, die gesamten Prozesskosten tragen zu müssen, wenn man den Rechtsstreit verliert. Denn das ist das Ergebnis eines Gerichtsverfahrens: ein Gewinner und ein Verlierer. Ein nettes Nachbarschafts-Verhältnis zu pflegen ist nach solch einem Prozess oft nur schwer vorstellbar.

Mediation bietet hier die deutlich bessere Alternative. In einem außergerichtlichen Mediationsverfahren versuchen beide Parteien gemeinsam, mit Unterstützung eines unparteiischen Konfliktmanagers, eine einvernehmliche Lösung zu entwickeln. Da ist zunächst der Kostenaspekt: ein Mediationsverfahren ist im Durchschnitt 40% günstiger als ein Gerichtsverfahren. Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen sogar die Kosten für eine Mediation. Auch Zeit und damit Nerven kann man in diesem Verfahrensparen, denn Ergebnisse werden meist schneller erzielt als in öffentlichen Gerichtsverhandlungen. Ein Mediationsverfahren ist übrigens nicht öffentlich, sondern streng vertraulich. Doch der wichtigste Aspekt einer Mediation ist, dass beide Konfliktparteien gemeinschaftlich eine Lösung entwickeln, mit der alle Seiten leben können.

Bei der Auswahl eines Mediators sollten Sie darauf achten, dass er spezielle Fachkenntnisse und Erfahrung in dem Konfliktbereich mitbringt, mit dem Sie konfrontiert sind. Internetportale bieten umfangreiche Information rund um das Thema und ermöglichen in ihren Mediatoren-Verzeichnissen eine Suche nach Fachbereichen. Stimmt die Gegenseite einem Mediationsverfahren zu und haben Sie sich gemeinsam auf einen Mediator festgelegt, ist bereits der erste Schritt auf dem Weg zu einer außergerichtlichen Einigung getan.

Beispiel für Mediation bei Konflikten im Rahmen eines Umzugs

Der Fall: Schäden beim Umzug

Die Situation: Ein Ehepaar hat einen Umzugs-Komplettservice beauftragt, in ihrem geplanten Urlaub den Umzug ins neu gebaute Haus zu organisieren. Nach ihrem Urlaub kommt das Paar in das neue Haus und stellt im Laufe der nächsten Tage nicht nur Schäden an der neuen Treppe, sondern auch an verschiedenen Möbeln, darunter an besonderen Erbstücken, fest. Obwohl die Frist für Reklamation von Umzugsschäden bereits verstrichen ist, bietet das Umzugsunternehmen für die beschädigten Möbelstücke eine Erstattung nach Zeitwert an. Dieser entspricht speziell bei den Erbstücken in keiner Weise dem Betrag, den das Paar aufwenden müsste, um die Möbel wieder reparieren zu lassen. Die Schäden an der Treppe weist das Umzugsunternehmen von sich, da in der Zwischenzeit weitere Dienstleister im Haus des Paares tätig waren und die Schäden verursacht haben könnten.

Die Mediation:

Bevor beide Seiten Anwälte einschalten und der Streit eskaliert, entscheiden sie sich für eine Mediation. In der gemeinsamen Mediationssitzung werden alle beschädigten Gegenstände und Möbel aufgenommen. Das Ehepaar unterstreicht die persönliche Bedeutung, die die beschädigten Erbstücke für sie haben. Auf der anderen Seite gibt es ein paar Schäden, die für das Paar nicht so relevant sind, wie zum Beispiel den beschädigten Schreibtisch und Fernseher, den sie sowieso in nächster Zeit ersetzen wollten. Das Umzugsunternehmen, das sich vorher auf den geringen Zeitwert der Möbel als Basis für eine Erstattung berufen hat, erklärt daraufhin, dass es über ein gutes Netzwerk an Schreinern verfügt. Diese könnten eine fachgerechte Reparatur der alten Möbel sicherstellen. Es wird eine gemeinsame Begehung des Hauses vereinbart, bei dem die Schäden an der Treppe begutachtet werden.

Die Lösung:

Nach dem gemeinsamen Termin im neuen Haus des Ehepaares sichert das Umzugsunternehmen zu, die Schäden an der Treppe auszubessern. Das Paar verzichtet auf die Geltendmachung von einigen Schäden, die an persönlich unwichtigeren Möbeln entstanden sind. Gleichzeitig wird eine Partner-Schreinerei die Erbstücke zu einem Vorzugspreis auf Kosten des Umzugsunternehmens reparieren.

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