September 2015

Die Zentralbank traut sich nicht

22. September 2015 - Zinskommentar von Prof. Dr. Steffen Sebastian

Die US-amerikanische Zentralbank hat die Leitzinsen nun doch nicht erhöht. Das sind gute und schlechte Nachrichten gleichzeitig.

Seit Wochen wird gerätselt, ob das Federal Reserve System (FED) es wagen wird, zum ersten Mal seit zehn Jahren die Zinsen anzuheben. Am Donnerstag gab dann die US-amerikanische Zentralbank bekannt, dass sie die Leitzinsen unverändert auf dem niedrigen Niveau belassen wird. Die Gründe dürften zum einen die heftige Reaktion der Börsen auf die Kursverfälle an den chinesischen Börsen gewesen sein, die deutlich die Sensibilität der Finanzmärkte gezeigt hat. Zum anderen sind die US-amerikanischen Wirtschaftsdaten zwar gut, die Inflation ist aber sehr niedrig. Letzteres ist entscheidend, da die Angst vor Deflation in den USA noch deutlich stärker ist als in Europa.

Zinsentwicklung

In den letzten Wochen sind die Zinsen wieder leicht gestiegen. Bei fünfjähriger Zinsbindung wurde im Durchschnitt 1,27 statt zuvor 1,31 Prozent verlangt. Die Konditionen für 10‑jährige Kredite bleiben hingegen mit 1,70 Prozent konstant. Bei fünfzehnjährigen Laufzeiten ist ebenfalls eine leichte Senkung von von 2,25 auf 2,23 Prozent zu verzeichnen.

Ausblick

Die Diagnose der FED über den Zustand der nationalen und internationalen Wirtschaft ist dann leider doch so schlecht ausgefallen, dass die US-amerikanische Zentralbank noch nicht einmal die avisierte minimale Zinssenkung beschließen wollte. Der negative Einfluss der Dauerniedrigzinsen auf die Anlagemärkte wird sich daher fortsetzen. Zum anderen zwingt die Entscheidung der FED die Europäische Zentralbank (EZB) bis auf weiteres ebenfalls ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen. Mit einem vorsichtigen Zinssignal der FED ist frühestens im Dezember zu rechnen. Eine Zinswende wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach jedoch nicht stattfinden.