Wie viel Haus kann ich mir leisten?

Ein variables Darlehen ist eine Finanzierungsform, die sich besonders für eine kurzfristige Baufinanzierung eignet. Sie wird „variabel“ genannt, da keine festen Sollzinsen zu zahlen sind. Der Zinssatz wird regelmäßig an den aktuellen Zinsmarkt angepasst.

Wohnbaufinanzierung: Welcher Zinssatz und welches Darlehen sind für mich ideal?

Generell sollte bei der Suchen nach dem geeigneten Immobilienkredit in erster Linie auf die Höhe der Zinsen geachtet werden. Schließlich kann hier je nach Darlehenssumme bereits eine Stelle nach dem Komma tausende Euro mehr oder weniger bedeuten. Doch nicht immer ist der niedrigste Zins für jeden Bauherren die günstigste Lösung. Wer beispielsweise bereits mit einer vorzeitigen Rückzahlung des Darlehens plant, sollte die Möglichkeit eines variablen Darlehens in Betracht ziehen.

Alle drei Monate: Das Zins-Update

Die Zinsen des variablen Darlehens orientieren sich am sogenannten Euribor-Geldmarktzins. Euribor steht für „Euro Interbank Offered Rate“ und bezeichnet den durchschnittlichen Zinssatz, zu dem eine Vielzahl europäischer Banken Anleihen gewähren. Der Euribor folgt in seiner Entwicklung dem Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB). Alle drei bis sechs Monate werden die Zinsen des variablen Darlehens an den Euribor angepasst.

Wer einen solchen Kredit abschließt, weiß also nicht genau, wie hoch die zu zahlenden Zinssätze während der Kreditlaufzeit sein werden. Deshalb sind beim Kreditabschluss die Vor- und Nachteile genau abzuwägen.



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Wohnbaufinanzierung mit variablem Zinssatz

Anders als bei Festzinsdarlehen werden variable Darlehen nicht mit einer Zinsbindung von mehreren Jahren abgeschlossen. In der Regel wird der Zinssatz bei dieser Darlehensvariante alle drei Monate auf Basis eines Referenzzinssatzes, beispielsweise dem Drei-Monats-EURIBOR, angepasst. Variable Darlehen haben den Vorteil, dass der Darlehensvertrag voll oder teilweise sowie ohne die Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung mit einer Frist von drei Monaten gekündigt werden kann. Bei Teiltilgungen werden Mindesttilgungsbeträge vertraglich vorgegeben. Da der Sollzinssatz entsprechend der jeweiligen Zinsentwicklung nach oben oder nach unten angepasst wird, trägt der Darlehensnehmer ein höheres Risiko als bei Darlehen mit Zinsfestschreibungen.

Annuitätendarlehen und endfällige Darlehen

In der Anschlussfinanzierung spielt die variable Verzinsung dann eine wichtige Rolle, wenn keine Einigung über eine erneute Zinsfestschreibung nach Auslauf der alten erzielt wird. Für diesen Fall gehen die Altdarlehen laut Gesetz in variabel verzinsliche Darlehen über. Variabel verzinsliche Darlehen treten sowohl als sogenannte endfällige Darlehen als auch als Annuitätendarlehen auf. Bei den endfälligen Darlehen sind nur die Zinsen zu begleichen. Die Tilgung erfolgt am Ende der Darlehenslaufzeit.

Beim Annuitätendarlehen erfolgt zusätzlich zur variablen Zinszahlung ein konstanter Tilgungssatz von etwa 1–5 Prozent. Diese Methode wird auch bei Fremdwährungsdarlehen praktiziert. Sie weisen jedoch ein hohes Währungsrisiko auf, das häufig in keiner Relation zu den erzielbaren Zinsvorteilen steht. Der Nutzerkreis ist zudem durch strenge Vorgaben der nationalen Bankaufsichtsbehörden auf Währungsausländer begrenzt. Bei der Vergabe von variablen Darlehen verlangen die Finanzinstitute gegenüber klassischen Annuitätendarlehen meistens höhere Bearbeitungsgebühren und rechnen zudem höhere Risikomargen in ihre Angebotspreise ein.

Variables Darlehen: die Vorteile

Fällt der Euribor, profitiert der Kreditnehmer sehr schnell davon: Bei der nächsten Zinsanpassung wird sein Darlehen günstiger. Trotzdem bekommt er auch bestimmte Sicherheiten: So kann der Kredit jederzeit – mit drei- bis sechsmonatiger Frist – ohne Vorfälligkeitsentschädigung gekündigt werden. Schließlich entgeht der Bank durch die vorzeitige Darlehensrückzahlung kein Zinsgewinn. Außerdem gibt es die Möglichkeit, auf langfristige Festzinskonditionen umzusteigen, etwa wenn die Zinsen auf ein niedriges Niveau gefallen sind.


Kosten und Risiken

Natürlich können die Geldmarktzinsen auch steigen. Das bedeutet, dass für den Kreditnehmer die monatliche finanzielle Belastung wächst. Will man das Risiko zu starker Zinssteigerung verringern, kann eine vorab festgelegte Zinsobergrenze greifen. Der Kredit wird dann in ein klassisches Tilgungsdarlehen mit festem Zinssatz umgewandelt. Der Zeitraum für eine Zinsobergrenze ist wählbar zwischen 3 und 15 Jahren. Nachteile: Sind die Zinsen gestiegen, bleibt man nach der Umwandlung in ein Sollzinsdarlehen auf dem hohen Zinsniveau sitzen. Und: Die Zinsobergrenze, das sogenannte Zinscap, ist nicht kostenlos. Für circa zwei bis drei Prozent der Darlehenssumme kann es eingekauft werden.

Je nach Angebot der Bank können auf den Darlehensnehmer weitere Kosten zukommen: Wie bei jedem Bankgeschäft kann das Kreditunternehmen Bearbeitungsgebühren verlangen. Beim Festzinsdarlehen betragen diese durchschnittlich zwei Prozent – verteilt über die gesamte Laufzeit. Bei einer Laufzeit von zehn Jahren wird also von jährlich 0,2 Prozent ausgegangen. Dagegen erscheint ein Prozent Bearbeitungsgebühr für einen variablen Kredit auf den ersten Blick niedrig. Der zweite Blick zeigt: Die variablen Kredite werden oft zur Zwischenfinanzierung (ca. 12 Monate) abgeschlossen – wodurch die Bearbeitungsgebühren vergleichsweise hoch ausfallen.

Weiterhin kann sich die Bank vorbehalten, einen Bonitätszuschlag vom Kreditnehmer zu verlangen. Insbesondere Selbständigen kann es passieren, dass sie einer Bonitätsprüfung unterzogen werden und einen Aufschlag zahlen müssen.

Für wen eignet sich ein variables Darlehen?

Eine gewisse Risikofreude sollten Bauherren und Eigentümer von Immobilien mitbringen, wenn sie sich für diese Form der Baufinanzierung entscheiden. Mit plötzlichen Zinssteigerungen von 0,3 oder 0,4 Prozent muss der Kreditnehmer rechnen und die entsprechende Summe regelmäßig aufbringen können.

Banken bieten das variable Darlehen häufig als Bestandteil einer Mischfinanzierung an, zum Beispiel in Verbindung mit einem klassischen Kredit mit Sollzinsbindung. Die variable Form kommt insbesondere für eine kurzfristige Immobilienfinanzierung infrage. Erwartet der Kreditnehmer in absehbarer Zeit eine größere Geldsumme, zum Beispiel durch den Verkauf des alten Hauses, kann der erwartete Verkaufserlös durch ein variables Darlehen überbrückt werden. Sobald der Hausverkauf abgeschlossen ist, kann das variable Darlehen gekündigt werden.

hint
Generell gilt:

Wer ein variables Darlehen abschließen möchte, sollte ein gewisses Grundverständnis von dem Geschehen auf dem Geldmarkt mitbringen, um von plötzlichen Zinssteigerungen nicht überrascht zu werden. Der tägliche Blick in die Zeitung hilft: Dort wird die Zinsentwicklung der EZB abgebildet.

Rahmenbedingungen für ein variables Darlehen

Beträgt der Anteil des variablen Darlehens maximal 25 Prozent an einer Gesamtfinanzierung, so empfehlen Experten einen Darlehensmindestbetrag von mindestens 100.000 Euro. Darüber hinaus sollte das variable Darlehen zumeist in einer Kombination mit einem sogenannten Annuitätendarlehen in Anspruch genommen werden. Üblich für diese Darlehensart ist eine Zinsbindung von mindestens fünf Jahren. Variable Darlehen sind in diesem Zusammenhang auch separat erhältlich. Die Tilgung sollte immer mindestens nach der vollen Auszahlung des gesamten Betrages erfolgen. Verbraucher sollten außerdem darauf achten, dass das betreffende Geldinstitut ein Wandlungsrecht an jedem Zinsanpassungstermin ermöglicht. So ist die Umwandlung in ein Annuitätendarlehen möglich. 

Andere Baugelder mit kurzer Bindung

EURIBOR sowie Cap- und Kombi-Darlehen sind weitere Baugelder mit einer kurzen Zinsbindung. Der EURIBOR (European Interbank Offered Rate) wird als sogenannter Referenzzinssatz bezeichnet. So dient er Banken beispielsweise auch zur Ankopplung von Kredit- und Sparzinsen.

Als europaweit eingesetztes Maß gibt er Aufschluss über die Zinsen, die anfallen, wenn sich Institute innerhalb der Eurozone kurzfristig Geld leihen. Der derzeit gängige Einmonats-EURIBOR beträgt zurzeit rund 0,97 Prozent, für sein dreimonatiges Äquivalent werden rund 1,28 Prozent veranschlagt.

Das Cap-Darlehen hingegen ist ein variables Darlehen inklusive Zinsobergrenze (auch Cap genannt). So wird das Zinsänderungsrisiko langfristig gemindert. Darüber hinaus profitieren Verbraucher von den derzeit niedrigen Zinsen. Interessenten sollten jedoch beachten, dass Banken bei einem Cap-Darlehen auf Profit setzen.

Einige Geldinstitute setzen darüber hinaus auf eine Kombination aus einem variablen Darlehen sowie einem klassischem Annuitätendarlehen inklusive fixen Monatsraten und festem Zinssatz. Auf diese Weise kann der Darlehensnehmer den Kredit zu etwa einem Drittel fest abzahlen. Den fälligen Rest kann er variabel zurückzahlen. So wird das Zinsänderungsrisiko vermindert.

 

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