Welche Auswirkung hat der EZB-Leitzins auf meine Baufinanzierung?

Mit dem EZB-Leitzins legt die Europäische Zentralbank (EZB) fest, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken dort kurzfristige Kredite beschaffen können. Indirekt wirkt sich der EZB-Zinssatz auch auf die Kosten für Baufinanzierungen aus.

Wenn die EZB ihre Leitzinsen verändert, sind davon häufig auch die Konditionen von Immobilienkrediten betroffen – allerdings nicht direkt, sondern auf einigen Umwegen.

Zunächst einmal gilt: Der EZB-Leitzins, der in der Fachsprache auch als „Hauptrefinanzierungssatz“ bezeichnet wird, ist mit den Zinssätzen für Baukredite nicht identisch. Mit diesem Zinssatz legt die Europäische Zentralbank fest, zu welchen Konditionen sich Banken und Sparkassen bei der Zentralbank kurzfristig Geld leihen können.

Notenbankfähige Wertpapiere als Pfand

Um einen kurzfristigen Kredit bei der EZB erhalten zu können, müssen die betroffenen Banken bei der Zentralbank Wertpapiere als Pfand hinterlegen. Dabei muss es sich um so genannte notenbankfähige Wertpapiere handeln. Zu dieser Gattung zählen in erster Linie Schuldverschreibungen mit hoher Bonität wie Bundeswertpapiere, Pfandbriefe, Staatsanleihen von EU-Staaten oder Anleihen von Unternehmen mit Sitz in der EU oder in anderen großen Industrieländern, die eine erstklassige Bonität vorweisen können. Zu diesem Zweck nimmt in Deutschland die Bundesbank die Bilanzen einzelner Unternehmen unter die Lupe und stuft sie als „notenbankfähig“ oder „nicht notenbankfähig“ ein. Nur wenn die Notenbankfähigkeit von offizieller Seite bestätigt ist, können Banken die entsprechenden Schuldverschreibungen der EZB als Sicherheit zur Verfügung stellen.

EZB-Leitzins gilt nur für kurz laufende Kredite an Banken

Die Kredite, die Banken von der Zentralbank erhalten, sind jedoch keine langfristig festgeschriebenen Darlehen. In aller Regel haben die Kredite, die zum EZB-Leitzins vergeben werden, eine Laufzeit von einer Woche. In der Praxis werden sie im rollierenden Verfahren oft von Woche zu Woche verlängert oder neu abgeschlossen – dies jedoch immer zu den Konditionen, die am Tag des Neuabschlusses gültig sind.

Auch wenn die EZB-Leitzinsen zunächst nur für die kurzfristigen Refinanzierungsgeschäfte der Banken gelten, wirken sie sich dennoch auch auf die langfristigen Bauzinsen aus. Der Grund: Die  Banken versuchen, innerhalb der gesamten Bilanz ein ausgewogenes Verhältnis unterschiedlicher Zinslaufzeiten vorzuweisen. Das gilt sowohl für die Zinsstruktur der Kundenguthaben und der von der Bank aufgenommenen Kredite wie auch für die von der Bank ausgegebenen Kredite. 

Auswirkung auf Langfristzinsen über die Zinssicherung

Um diesen Ausgleich bei den Zinslaufzeiten zu schaffen, sichern Banken einen Teil ihres Bilanzvolumens mit Zinssicherungsgeschäften ab. Das kann in der Praxis bedeuten, dass eine Baufinanzierung mit einem Festzins von zehn oder 15 Jahren vergeben wird, den die Bank mit kurzfristigen Kreditaufnahmen refinanziert. Um dabei das Risiko zu reduzieren, dass sie im Fall eines Zinsanstiegs bei der Refinanzierung Verluste macht, schließt sie über die Laufzeit der Baufinanzierung ein Zinssicherungsgeschäft ab, das die Schwankungen beim EZB-Zins ausgleichen soll.

Hier ist der Ansatzpunkt, an dem der kurzfristige EZB-Leitzins die Zinsen für langfristige Baufinanzierungen beeinflussen kann: Je niedriger die aktuellen Leitzinsen sind und je weniger wahrscheinlich ein kurzfristiger Anstieg der Marktzinsen erscheint, umso günstiger werden für die Banken die Zinssicherungsgeschäfte. Und das wiederum versetzt sie in die Lage, auf Basis niedriger EZB-Zinsen für die Refinanzierung sowie geringer Kosten für die Absicherung ihren Kunden Baudarlehen zu günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen.

Weil jedoch auch noch andere Faktoren wie die allgemeine Nachfrage nach Krediten mit hineinspielen, verläuft die Entwicklung von EZB-Leitzinsen und Kreditzinsen nicht immer exakt parallel. 

Expertenrat

Wenn Sie die Entwicklung der Bauzinsen einschätzen wollen, sollten Sie nicht allein auf den EZB-Leitzins achten, sondern auch das allgemeine Marktniveau für langfristige Finanzierungen beobachten. Geeignete Anhaltspunkte hierfür sind zum Beispiel die von der Bundesbank ermittelten Durchschnittszinsen für Langfrist-Kredite oder die aktuellen Renditen von Bundeswertpapieren und Pfandbriefen mit fünf oder zehn Jahren Restlaufzeit.

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